Mönchsweg: Radeln auf den Spuren der Missionare

Fahrräder kannten die mittelalterlichen Missionare noch nicht. Aber wer den Weg der Christianisierung im Norden verfolgen möchte, radelt heute entlang des Mönchswegs.

"Mönchsweg" heißt Deutschlands erster kirchlicher Radfernweg. Die 340 Kilometer lange Strecke führt quer durch Schleswig-Holstein, von Glückstadt an der Elbe bis nach Puttgarden auf der Ostsee-Insel Fehmarn.
"Mönchsweg" heißt Deutschlands erster kirchlicher Radfernweg. Die 340 Kilometer lange Strecke führt quer durch Schleswig-Holstein, von Glückstadt an der Elbe bis nach Puttgarden auf der Ostsee-Insel Fehmarn.epd/Oliver Hauptstock

Bad Segeberg. Vor zehn Jahren wurde in Schleswig-Holstein der erste spirituelle Radfernweg von der Elbe bei Glückstadt bis zur Ostsee-Insel Fehmarn eröffnet. Gefeiert wird das Jubiläum mit einem Volksfest am 13. Mai in Bad Segeberg. Der 342 Kilometer lange Radfernweg verbindet die wichtigsten Orte der Christianisierung in Schleswig-Holstein. Der direkte Weg von Glückstadt nach Puttgarden wäre nur halb so lang. Die Fahrradstrecke wurde so gewählt, dass möglichst viele mittelalterliche Kirchen und Kapellen besucht werden können, darunter auch das einzige noch lebendige Kloster in Nütschau. Ein blau-weißes Logo dient als Wegweiser.
Bekannte Städte sind Itzehoe, Bad Segeberg, Plön, Eutin und Oldenburg (Holstein). Weitgehend folgt der Mönchsweg den Stationen des Apostels Vizelin (um 1090-1154), der Kirchen in Neumünster, Bad Segeberg und Bosau am Plöner See gründete und später Bischof von Oldenburg wurde.

Mönchsweg auf 980 Kilometer angewachsen

Wer in Puttgarden mit der Fähre ins dänische Rödby übersetzt, kann dort seit 2011 auf der "Route 88" bis Roskilde radeln, zum Teil an einer ausgedienten Eisenbahntrasse entlang. Pfingsten 2014 wurde der Mönchsweg ins nördliche Niedersachsen verlängert. Auf der 190 Kilometer langen Route geht es von der Elbfähre Wischhafen über Stade, durchs Alte Land über Harsefeld und Zeven bis Bremen. Mehr als 30 Kirchen und Klöster können hier besichtigt werden.

Nordelbische Kirche unterstützte Konzept für spirituellen Radfernweg

Süddeutsche sollten sich von dem gleichmäßigen Höhenprofil nicht täuschen lassen. So hat Schleswig-Holstein zwar keine echten Berge, die zahlreichen Hügel in Ostholstein erfordern dennoch kräftige Waden. Unterstützung kommt allenfalls von einem kräftigen Westwind. Keimzelle des Mönchwegs ist die Waldkapelle Mönkloh im Kreis Segeberg. Die Gemeinde wollte ursprünglich nur einen vier Kilometer langen Radweg ins benachbarte Weddelbrook bauen. Zuschüsse, so wurde den beiden Bürgermeistern Fritz Abel und Peter Boyens mitgeteilt, gebe es nur für überregionale Radwege mit touristischer Bedeutung. Gemeindepastor Jörg Fenske wusste damals Rat: Im Auftrag der Nordelbischen Kirche entwickelte er das Konzept für einen spirituellen Radfernweg in Schleswig-Holstein, der auch durch Mönkloh und Weddelbrook führt. Nach Einschätzung von Pastor Fenske ist es mit dem Mönchsweg gelungen, passionierte Radler und engagierte Christen gleichermaßen anzusprechen. Viele Radler würden auf diese Art zum christlichen Glauben herangeführt – und viele Christen zum Sport motiviert.

Viele Radler nutzen den Mönchsweg

Stetige Aufgabe bleibt es, Gemeinden zu bewegen, ihre Kirchen verlässlich zu öffnen. Es gebe Fortschritte, aber es gehe sehr langsam, so Martina Kriwy, Sprecherin des Trägervereins Mönchsweg. Die Sorge vor Diebstahl und Vandalismus sei groß. Während die historischen Stadtkirchen in der Regel tagsüber geöffnet sind, muss man sich in Glückstadt, Wilster oder Kellinghusen den Schlüssel selbst besorgen. Nach einer offiziellen Zählung des Wirtschaftsministeriums 2015 fuhren von Mai bis Oktober rund 90.000 Radfahrer auf dem Mönchsweg. Errechnet wurde daraus ein Umsatz von etwa 20 Millionen Euro. Allerdings halten sich viele Radler nicht an den historische Weg der Missionare: Während die Christianisierung von Süden nach Norden verlief, radeln die meisten lieber von Fehmarn Richtung Elbe. (epd)