Möge die Macht mit dir sein
Vor 40 Jahren startete in den US-Kinos der erste „Star-Wars“-Film. Daraus wurde eine Reihe, die eine Fangemeinde in der ganzen Welt fand. Ein Grund dafür: „Star Wars“ und seine Helden sprechen auch die religiösen Gefühle der Zuschauer an
Es gibt Geschichten, die scheinbar nie enden. So wie die „Star Wars“-Saga, deren erster Teil vor 40 Jahren, Ende Mai 1977, in die US-Kinos kam. Warum aber begeistern sich Menschenmassen für den blassen Luke Skywalker, einen R2D2 aus Blech und den haarigen Chewbacca? Ein Erfolgsrezept: ein strenges Gleichgewicht zwischen augenzwinkerndem Humor und großer Gefühlsoper.
Der Nürnberger Religionspädagoge Ulrich Kumher versucht noch eine andere Erklärung: „Menschen sind nicht nur biologische Maschinen. Es gibt auch Kräfte und Gefühle, die sich nicht messen lassen – zum Beispiel die Liebe. Diese Kräfte können befreien.“ Dazu zähle auch die „Macht“ – die höhere Kraft in dem Science-Fiction-Drama. Das gleiche Gefühl spreche auch der religiöse Glaube an: die Suche nach Sinn; die Hoffnung, dass es etwas gibt, für das es sich lohnt zu sterben.
Luke Skywalker: eine Art Erlöser
Kumher sieht in dem Filmepos die Chance, einen Zugang für Religion zu schaffen. So habe Luke Skywalker eine Art Erlöserrolle: „eine Figur, der man vertrauen kann, dass sie das Böse besiegt und das Gute zum Sieg führt“. Eine Ideologiegefahr bleibe aber: „In Star Wars gibt es nur die gute und die böse Seite. Für eine muss man sich entscheiden – eine Grauzone gibt es nicht." Auch die Macht gebe eine klare Linie vor, an die sich die guten Jedi-Ritter halten müssen.
In der entscheidenden Szene von Episode sechs soll Luke Skywalker auf die Seite des Bösen, des Imperators, gezogen werden. Doch der junge Jedi widersetzt sich: „Ich werde nie zur dunklen Seite gehören.“ Das weckt Assoziationen zum biblischen Römerbrief: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden – sondern überwinde das Böse mit Gutem.“
Religionspädagoge und Fan Kumher sieht aber auch einiges kritisch: „Letztlich wird Krieg im Kino gefeiert – und es entsteht eine Akzeptanz für Gewalt.“ Krieg und Gewalt könnten leicht als faszinierend erlebt werden.
Selbst einer, der allwöchentlich mit Wort und Diplomatie gegen den Krieg zu Felde zieht, hat seine Erfahrungen mit dem „Krieg der Sterne“: Papst Franziskus, damals noch Rektor am Colegio Maximo San Jose in San Miguel 30 Kilometer von Buenos Aires, engagierte sich in den 80er Jahren für Jugendliche. Damals gab es einen Kinonachmittag für die Jugend der Umgebung. Gezeigt wurde: „Star Wars“.
Auch evangelischerseits ist „Star Wars“ ein Thema.Die Zionskirche in Berlin etwa veranstaltete 2015 nach dem Kinostart der siebten Episode einen „Star Wars“-Gottesdienst. Filmausschnitte wurden gezeigt; der Soundtrack kam von der Orgel. Gottesdienstbesucher, die mit Lichtschwert oder Sturmtruppenhelm kamen, konnten Kinokarten gewinnen.
Ein Kuriosum am Rande ist die sogenannte Kirche des Jediismus, eine synkretistische Bewegung auf der Basis von „Star Wars“. Teil VII bescherte ihr in Großbritannien mehr als 1000 neue Anhänger täglich – und einen Schub über die Viertelmillionen-Grenze. Die Geschichte des „Jediismus“ begann mit einem Scherz zur Volkszählung 2001. Damals gaben rund 390 000 Briten „Jediismus“ als ihre Religion an. Bei der Zählung 2011 sank der Wert auf rund 177 000. Die „Kirche des Jediismus“ vermittelt nach eigenen Angaben „verschiedene Philosophien“, die dazu dienen, „eins mit der Macht“ zu werden.
Ist die Original-Saga (1977-1983) moderner Mythos, so fordert der Kommerz wie stets seinen Tribut. Vor- und Nachgeschichte wurden zugefügt. Die neuen Episoden (1999-2005) überschlugen sich förmlich, noch mythischer zu werden als das Original. Teil VII (2015) trat einen Schritt zurück, versuchte den Fans mit Selbstzitaten wieder eine fiktive Quasi-Heimat anzubieten.
In einem Zitat finden sich auch Menschen, die nicht unbedingt „Star-Wars“-Fans sein müssen: „Möge die Macht mit dir sein“ – dieser Wunsch ist – oft von einem Augenzwinkern begleitet, längst Teil der Alltagssprache geworden. „Möge die Macht mit dir sein!“ – das wünschen Jedi-Ritter einander, wenn die Lage ernst wird.