Modezar Gaultier kritisiert Soziale Medien – Lob für Kirchenmode

Stardesigner Jean Paul Gaultier (71) rät zu weniger harten Bewertungen im Umgang der Menschen miteinander. „Ich beobachte eine ziemliche Negativität, die wahrscheinlich aus den Sozialen Netzwerken kommt“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Wochenende). Der Modeschöpfer ergänzte: „Es gibt eine Neigung, harte Urteile zu fällen, damit nur ja niemand denkt, man habe keine Meinung.“ Dabei habe man doch oft keine Meinung. „Ich jedenfalls weiß bei ganz vielen Sachen nicht, wie ich über sie denke. Das merke ich auch in Interviews. Man fragt mich da manchmal nach Dingen, von denen ich keine Ahnung habe. Man weiß doch nicht zu allem etwas.“

Auf die Frage, ob das Klischeebild deutscher Mode – weiße Strümpfe in Sandalen – unterschätzt sei, antwortete Gaultier: „Ach, wissen Sie, in der Mode gibt es immer irgendwann den Moment, in dem das, was bisher als unmöglich galt, plötzlich in Mode ist.“ Man denke nur an die Frisur, „bei der vorne alles kurz ist und hinten lang“, den Vokuhila, fügte Gaultier hinzu. „Man hat so lange darüber die Nase gerümpft, aber heute ist es groß in Mode.“ Heute sei ohnehin ja immer alles erlaubt, „es gibt ja nicht mehr ‚die Mode‘, jeder macht, was er will“, erklärte Gaultier.

Zudem äußerte sich der Franzose zu der Frage, warum sich der Rock für den Mann bisher nicht durchgesetzt habe: „Die Frage greift sehr weit. Waren es denn wirklich Hosen, die man zu Zeiten von Louis XIV. trug? Sie waren kurz und weit, und darunter quollen spitzenbesetzte Rüschen hervor. Rüschen über Rüschen.“ Gaultier sagte weiter: „Es gab Zeiten, in denen Männer, zumindest die eines gewissen Standes, sich ebenso herausputzten wie Frauen.“ Der Designer fügte an: „Und wir dürfen auch die Religiösen nicht vergessen, die katholischen Ordensmänner. Nach einem Kardinal auf der Straße dreht sich jeder um.“