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Mobile Seelsorge Rosenheim: Zuhören als heilsame Erfahrung

Mit einem mobilen Seelsorgekonzept will das Dekanat Rosenheim künftig noch mehr Menschen in Lebenskrisen erreichen. Das Angebot wende sich an Personen, die krank seien oder in einer schwierigen Lebensphase steckten und jemanden zum Zuhören suchten, erklärte Pfarrer Claudio Boning, der die dekanatsweite Aufgabe zusätzlich zur Notfallseelsorge vor einem Jahr übernommen hat, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die mobile Seelsorge habe, anders als Beratungsstellen, kein therapeutisches Ziel. Stattdessen gehe es darum, dem anderen offen, zugewandt und „als Ebenbild Gottes“ zu begegnen, so der Theologe. Ein solch freier, „nicht verzweckter“ Gesprächsraum, in dem Menschen nicht auf eine Diagnose reduziert würden, könne heilsam sein.

Familienangehörigen oder Freunden verlange die Rolle des guten Zuhörers viel ab: „Viele reagieren gleich mit einem Tipp, Schuldfragen werden häufig weggewischt“, schilderte Boning. Die Betroffenen fühlten sich dann mit ihren Sorgen nicht verstanden. Gerade bei alleinlebenden Senioren stellt der Pfarrer, der im letzten Jahr Menschen zwischen 20 und 94 Jahren begleitet hat, eine Sehnsucht nach Austausch fest. „Sie möchten etwas erzählen, etwas hören – aber die ambulante Pflege hat dafür keine Zeit.“ Fehlende Gesprächsmöglichkeiten würfen die Menschen jedoch in die Isolation, sagte Boning: „Und Isolation ist eine Form von Tod.“

Die Rosenheimer Dekanin Dagmar Häfner-Becker erklärte auf epd-Anfrage, dass Seelsorge vor allem in den Kirchengemeinden, Krankenhäusern und Altenheimen stattfinde. „Menschen befinden sich aber auch zu Hause und an anderen Orten in Notsituationen“, so die Dekanin. Sie wolle man mit dem neuen Konzept besser erreichen. Um das Angebot bekannt zu machen, suche Boning den Kontakt zu Selbsthilfestellen, Suchtberatungen und Wohneinrichtungen für erkrankte oder behinderte Menschen. Bei der Erzdiözese München und Freising verfolge man mit der „Krankenpastoral“, mit deren Team man im Austausch sei, das gleiche Ziel. Das evangelisch-lutherische Dekanat Rosenheim umfasst 13 Gemeinden von Grafing bei München bis Aschau am Fuße der Kampenwand. (2446/25.07.2025)