UK 11/2018, Kongo (Seite 5: Interview „Viele befürchten das Schlimmste“)
Danke für das Interview mit Martin Domke und seine klaren Aussagen zu dem wahren Hintergrund der Konflikte im Ostkongo und den angrenzenden Staaten Uganda, Burundi, Ruanda.
Es sind nicht „wieder mal typische Afrikakämpfe“, keine Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Volksgruppen: Seit mehr als 30 Jahren wüten dort Milizen. Die anhaltenden Kämpfe, die immer aufs Neue ausbrechende Gewalt, der Terror gegen die Bevölkerung sind Stellvertreterkriege, sind Konkurrenzgemetzel. Es geht um Rohstoffe und dafür zu erreichenden Profit, um hohe Profite in erster Linie für Konzerne in der weltweiten Nachrichtenindustrie, schließlich um Geld für noch mehr Waffen.
Seit etwa 30 Jahren weiß ich davon und beschloss: „Da mache ich nicht mit, dem verweigere ich mich. Produkte, für die Cobalt, Coltan… zwingend benötigt werden, kaufe ich nicht.“ Meine Hoffnung damals war, unser Kirchenkreis, in dem die erschreckenden Nachrichten aus dem Ostkongo mit den Ursachen bekannt wurden, verweigern ebenfalls den Einkauf solcher Produkte, dann auch die Landeskirche und schließlich die EKD. Stattdessen stieg die Begeisterung über die neuen Geräte, wurden sehr bald PC, Handy, Smartphone, Laptop, Tablet zum Statussymbol.
Wir müssen endlich, endlich darauf bestehen, dass die wahren Ursachen der Krise im Kongo in den Medien beim Namen genannt werden, dass Gewalt und Terror angeprangert, Korruption transparent dargestellt, auch die Namen der Profiteure nicht weiterhin verschwiegen werden. Unsere Mitverantwortung, unser aller Eingebundensein als Kundinnen und Kunden muss uns bewusst sein.
Mehrheitlich bekennen sich die Kongolesen zum christlichen Glauben. Nicht nur deswegen sollten wir – jede/jeder Einzelne, Kirchengemeinden, alle Kirchen – unsere Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit ernst nehmen, sollten wir uns unsere Mitschuld durch Verschweigen und den bedenkenlosen Einkauf klarmachen, daraus Folgerungen für unser Reden und Handeln ziehen, dadurch Solidarität mit den geplagten und geschändeten Menschen im Ostkongo erkennbar machen.
Zusätzlich zur Begeisterung über die Kommunikationsmöglichkeiten muss Protest, lautstarker Protest kommen, damit der Reichtum des Landes allen zugute kommt, damit vor allem Anderen die Menschen angstfrei ihr Zusammenleben gestalten können.
Ruth Rogalla, Bochum