Miteinander unterwegs im Haus WegWende
Auf ein viertel Jahrhundert des Wohnheims Haus WegWende im Sauerland blicken fast 60 Gäste gemeinsam zurück. Viele Menschen fanden hier schon Hilfe und Unterstützung.
Haus WegWende bietet seit 25 Jahren 19 Menschen mit einer psychischen Behinderung Wohnraum, Assistenz in allen Lebensbereichen, Versorgung und tagesstrukturierende Maßnahmen an. Angehörige von Klientinnen, Nachbarn, Mitarbeitende, Wegbegleiter, Vertreterinnen von Diakonie, Verbänden, Ämtern und Diensten sowie der Verwaltung der Trägerin kamen aus diesem Anlass im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde in Werdohl zusammen.
Die Leitende Pfarrerin Birgit Reiche begrüßte alle Gäste. Der Heimbeirat von Haus WegWende – Anja Holz, Martin Gierse und Michael Voss – sprach sein Grußwort. Daran schlossen sich die Dankesworte der Vorsitzenden der Trägerin, Angelika Waldheuer, des Bürgermeisters der Stadt Werdohl, Andreas Späinghaus, und des Diakoniepfarrers des Evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, Volker Bäumer, an. Das schriftliche Grußwort von der NRW-Behindertenbeauftragten Claudia Middendorf wurde von Birgit Reiche verlesen.
Menschen begleiten in allen Lebensbereichen
„Die Gewährleistung einer Ansprechbarkeit und Präsenz rund um die Uhr ist nach wie vor für viele Bewohnerinnen und Bewohner eine ganz zentrale und bedeutsame, Sicherheit vermittelnde Struktur“, erläutert Jörn Hackbusch, Leiter von Haus WegWende. Seit 2016 leitet er die drei Bereiche: Haus WegWende, das Ambulant Betreute Wohnen Frauenhilfe und die Tagesstätte in Werdohl. Alle drei Bereiche befinden sich in der Trägerschaft der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen (EFHiW).
„In unserem tagesstrukturierenden Angebot im Haus WegWende sind die Männer und Frauen je nach Belastungsfähigkeit unterschiedlich stark über die Woche eingebunden. In der Unterstützung und Assistenz im Alltag begleiten wir die Menschen in allen Lebensbereichen“, verdeutlicht der Sozialarbeiter Hackbusch und fügt hinzu: „Hier sind wir heute stärker auf individuelle Bedarfe ausgerichtet.“ Das Angebot in Haus WegWende richtet sich an alle Menschen mit einer chronisch psychischen Erkrankung, die in einer eigenen Wohnung nicht mehr ausreichend unterstützt werden können.
Mehr gesellschaftliche Akzeptanz für Menschen mit Behinderungen
Die bestehenden Krankheitsbilder gehen von schizophrenen Erkrankungen über depressive und manisch-depressive Erkrankungen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen. „Die Anfragen, die wir erhalten, kommen nach wie vor von Menschen oder Angehörigen von Menschen, die zumeist in einer sehr dringlichen Suche nach einem solchen Angebot sind“, erklärt der Leiter, der seit 2002 in Haus Wegwende arbeitet. „Nur sehr selten können wir diese Bedarfe dann kurzfristig bedienen.“ Die Bedarfe dieser Menschen seien tendenziell komplexer als noch vor einigen Jahren, vor allem in Bezug auf andere bestehende Sekundärerkrankungen oder auch altersbedingte Einschränkungen.
Mit Blick auf die letzten Jahre stellt Jörn Hackbusch eine Verbesserung der gesellschaftlichen Akzeptanz im Umgang mit Menschen mit Behinderungen fest. Dies gelte auch für den Umgang mit psychischen Erkrankungen. „Sie sind zum Beispiel medial präsenter und auch Gegenstand der öffentlichen (Gesundheits-)Debatte.“ Leider gelte dies aber vor allem für die Depression – nicht unbedingt für alle psychischen Krankheitsbilder. „Ich erlebe noch viel Unwissen zu den vielfältigen anderen Krankheitsbildern. Und daraus resultiert bis heute dann eine Skepsis oder Unsicherheit im Umgang mit Menschen mit psychischen Erkrankungen“, bedauert Hackbusch.