Miteigentümer Möhrle übernimmt Suhrkamp- und Insel-Verlag komplett
Beim traditionsreichen Suhrkamp-Verlag steht eine Änderung der Eigentümerstruktur bevor. Zum 1. November werde die Möhrle Group ihren bisherigen Anteil von 39 Prozent auf 100 Prozent aufstocken, teilte eine Sprecherin der Suhrkamp Verlag AG am Freitag am Verlagssitz in Berlin mit. „Dirk Möhrle wird damit alleiniger Inhaber der Verlage Suhrkamp und Insel“, hieß es weiter.
Die anderen bisherigen Eigentümer – die Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung sowie die Familie Ströher – ziehen sich den Angaben zufolge zum 31. Oktober als Aktionäre der Verlag AG zurück. Zu diesem Datum verließen außerdem die Vorsitzende der Unseld Familienstiftung, Ulla Unseld-Berkéwicz, ebenso wie Ulrich Ströher und Rachel Salamander den Aufsichtsrat der Suhrkamp Verlag AG. Der Vorstand der Suhrkamp Verlag AG mit Jonathan Landgrebe als Verleger bleibe hingegen von den Veränderungen unberührt, hieß es zudem.
Möhrle sprach dem Verleger sein „volles Vertrauen“ aus. Landgrebe leite die Verlage Suhrkamp und Insel seit 2015 „mit sicherer Hand“ und werde das auch in Zukunft tun. „Diesen bedeutenden, weltweit hoch angesehenen Verlag zu bewahren und ihn in eine gute Zukunft zu begleiten, bedeutet eine große Verantwortung“, erklärte der künftige Alleineigentümer und fügte hinzu: „Ich möchte sie mit Freude und Zuversicht annehmen.“ Unter den Aktionären habe Konsens geherrscht, ihm „diese gewichtige Aufgabe zu überantworten“.
Unseld-Berkéwicz sagte laut der Mitteilung: „Es war Zeit, die Verantwortung, die Siegfried Unseld mir ‘abverlangt’ hat, wie es bei Bertolt Brecht heißt, abzugeben.“ Ihre eigene Tätigkeit und jene der Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung „hat mit dem 100. Geburtstag Siegfried Unselds ihr Ende gefunden“.
Der von Peter Suhrkamp 1950 gegründete Verlag galt schon bald als führender deutscher Verlag. Suhrkamps Nachfolger Siegfried Unseld (1924-2002) leitete jahrzehntelang bis zu seinem Tod den ursprünglich in Frankfurt am Main ansässigen Verlag, der zum Jahreswechsel 2009/2010 nach Berlin umzog. Auch mit heftigen internen Querelen machte Suhrkamp Schlagzeilen. 2013 musste er Insolvenz anmelden, im Jahr darauf wurde er in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.