Mitbekommen, was auf dem Herzen liegt

Jens Augustin ist derzeit als Militärpfarrer im Libanon. Zuvor war er 26 Jahre lang Pastor in Nordfriesland. Mit den Soldatinnen und Soldaten ihren Weg zu gehen, motiviert ihn, sagt Augustin.

Jens Augustin bei einem Gottesdienst im Militärcamp im Libanon
Jens Augustin bei einem Gottesdienst im Militärcamp im LibanonVolker Muth

Naqoura. „Wir begleiten die Soldatinnen und Soldaten in ihrem Leben“, sagt der evangelische Militärpfarrer Jens Augustin. Er spricht mit ruhiger, fester Stimme. Zurzeit ist er beim deutschen „UNIFIL-United Nations Interim Force“ im Kontingent im Südlibanon stationiert, begleitet das dortige 50. Einsatzkontingent. Deutschland führt dort die Maritime Task Force der United Nations. Die Soldatinnen und Soldaten sind verantwortlich für die Seeraumüberwachung und die Ausbildung der libanesischen Marine.

An der Stelle, an der bei Soldatinnen und Soldaten der Dienstgrad zu finden ist, prangt bei Jens Augustin ein goldenes Kreuz. Darunter befindet sich das Motto „Domini sumus – Wir gehören dem Herrn“. Mit seinem norddeutschen Naturell strahlt er Ruhe aus. Der Pastor sitzt auf der Terrasse des Deutschen Hauses im Camp Martin nahe der Grenze zu Israel. Es ist August, eine brennende Schwüle liegt über der Levante. Durch den Stacheldraht des Camps geht der Blick auf die Weite des Mittelmeeres. Es ist nicht sein erster Auslandsein­satz. Vor einigen Monaten war er in der Slowakei – umgeben von Schnee. „Da zu sein für die Soldatinnen und Soldaten. Ihnen zur Seite zu stehen. Einfach mitzubekommen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Mit ihnen den Weg in ihrem Dienst zu gehen“, zählt Pfarrer Augustin auf, was ihn motiviert.

Als Dorfpastor an der Westküste

Bevor er sich auf die Stelle als evangelischer Militärpfarrer beworben hat, war er 26 Jahre lang Dorfpastor in Nordfriesland. Schon damals gab es Soldatenfamilien in seiner Gemeinde. Die Belastungen, die sich durch die langen Abwesenheiten von der Familie ergeben, sind ihm deshalb schon lange bekannt. Manches Mal wurde Augustin vertraulich um Rat gefragt. Als Seelsorger hat er versucht, gemeinsam mit dem Betroffenen Auswege herauszuarbeiten. Als Militärpfarrer wertschätzt er die Soldatinnen und Soldaten und möchte teilen, was sie sehen und hören.

Es gehe ihm nicht darum, Spannungen aufzulösen, sondern sie auszuhalten. Dies ist alles andere als einfach. Soldatinnen und Soldaten sehen Dinge, von denen Zivilisten sich keine Vorstellung machen. Seine tägliche Arbeit wird von der Lage am Einsatzort bestimmt. Wenn es besondere Vorkommnisse gibt, stelle er sich „ganz und gar darauf ein, was passiert“. Dass seine Arbeit Früchte trägt, habe Jens Augustin schon einige Male erlebt. Das sei nicht immer sofort erkennbar, sondern mache sich häufig erst viel später bemerkbar.