Mit Orange gegen Gewalt an Frauen

Die nächsten Tage werden orange. Denn mit dieser Farbe machen Frauen weltweit auf Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen aufmerksam.

Auch unsere Redaktion setzt ein deutliches Zeichen. Mit orangefarbenen Händen protestieren wir gegen Gewalt an Frauen.
Auch unsere Redaktion setzt ein deutliches Zeichen. Mit orangefarbenen Händen protestieren wir gegen Gewalt an Frauen.Carsten Görig

Wer demnächst ins Foyer der „Service Agentur“ der Landeskirche Hannovers kommt, braucht starke Nerven. Denn dort sind ab dem 25. November Texte über die Missbrauchserfahrungen von 25 Frauen ausgestellt und nachzulesen. „Da muss man tief durchatmen“, kommentiert Landespastorin Susanne Paul die Präsentation der hannoverschen Frauenarbeit zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, der auch „Orange Day“, orangefarbener Tag, genannt wird. Zu lesen sind zum Beispiel die Erinnerungen einer Frau, die als Kind missbraucht wurde.

Daneben stehen 155 brennende Kerzen, die an alle Frauen erinnern sollen, die im vergangenen Jahr allein in Deutschland durch Gewalt in der Partnerschaft zu Tode gekommen sind. Die Zahl steige, berichtet Susanne Paul. „Jede einzelne Tote muss uns mahnen, unsere traditionellen Rollenbilder zu überdenken.“ Besonders Männer seien hier gefordert, so die Pastorin. Denn manche Rollenbilder seien „toxisch“. Jede vierte Frau in Deutschland erfährt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt.

Angebote der Kirchengemeinden zum Tag gegen Gewalt an Frauen

Bereits im Sommer hatte die Frauenarbeit der Landeskirche Hannovers Postkarten an Frauen im kirchlichen Raum verschickt und darum gebeten, ihre Erfahrungen mit Missbrauch zu notieren. „Das war eine Reaktion auf die Vorstellung der Forum-Studie im Januar“, erklärt Paul. Die Studie hatte den evangelischen Landeskirchen schwere Versäumnisse im Umgang mit Missbrauch nachgewiesen.

Mit der Ausstellung will die Frauenarbeit jetzt den Finger in die Wunde legen und aufdecken, was zum Alltag vieler Frauen gehört. „In der Kirche passiert, was in der Gesellschaft auch passiert“, erklärt Susanne Paul. Die Karten spiegeln eine Reihe dieser Gewalterfahrungen wider. Von Missbrauch sei die Rede. „Aber die Texte erzählen auch von Berührungen im Kollegenkreis und Anzüglichkeiten wie der Hand auf dem Knie.“

Auch andere kirchliche Einrichtungen greifen den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen auf. Dazu gehört ein ökumenischer Gottesdienst, den Frauen in der Ludgeri-Kirche in Norden am 25. November ab 18 Uhr feiern wollen. Daneben bietet die die Frauenarbeit in der Landeskirche eine kostenlose Arbeitshilfe für weitere Gottesdienste gegen Gewalt an Frauen an. „Wir wollen, dass das Thema nicht unter den Tisch fällt“, betont Paul. „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken. Sonst verändern wir nichts.“