Mit leichtem Gepäck

Über den Predigttext zum Ewigkeitssonntag: Markus 13,28-37

Predigttext
28 Nehmt den Feigenbaum als Gleichnis, an dem ihr etwas lernt. Wenn seine Zweige frisch austreiben und Blätter bekommen, dann wisst ihr: Der Sommer ist bald da. 29 So ist es auch mit euch: Wenn ihr seht, dass das alles geschieht, dann wisst ihr: Das Ende ist nahe. Der Menschensohn steht vor der Tür. 30 Amen, das sage ich euch: Diese Generation wird nicht sterben, bevor dies alles geschieht. 31 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. 32 An welchem Tag oder zu welcher Stunde das sein wird, weiß niemand – auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater. 33 Passt auf und seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Zeitpunkt kommt. 34 Es ist wie bei einem Mann, der auf Reisen ging. Er verließ sein Haus und übertrug seinen Dienern die Verantwortung. Jedem teilte er seine Arbeit zu. Dem Wächter an der Tür befahl er: „Bleib wachsam!“ 35 Bleibt also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt: spät am Abend, um Mitternacht, beim ersten Hahnenschrei oder früh am Morgen. 36 Wenn er plötzlich kommt, soll er euch doch nicht im Schlaf überraschen. 37 Was ich euch sage, das sage ich allen: Bleibt wachsam! (BasisBibel)

Passt auf und seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Zeitpunkt kommt.“ Diese Worte Jesu klingen auf den ersten Blick wie eine Drohung. Ich weiß noch, wieviel Angst sie mir als Kind bereiteten, als ich sie mal in der Kirche hörte.

Damals meine Vorstellung: Jesus mit erhobenem Finger, stets bereit, mich auf frischer Tat bei meinen Fehlern zu ertappen. Heute, über drei Jahrzehnte später, verstehe ich Jesus Rede nicht mehr als Ängstigung, sondern als Wegweisung für ein sinnvolles Leben als Christ, als Mensch: „Passt auf und seid wachsam!“

Jesus sagt es, weil er nicht möchte, dass seine Nachfolger verloren gehen. So wie eine Mutter oder ein Vater, die ein Kind bestimmt und dennoch liebevoll vorwarnen, damit ihm nichts Schlimmes zustößt.

Die Zeit auf dieser Erde gestalten

Jesus kann jeden Moment wiederkommen, „zu richten die Lebenden und die Toten“. Das ist ernst zu nehmen und jeder Mensch soll und darf bereit für seine Ankunft und für die Begegnung mit ihm sein. Wann, wo und wie, ob in diesem Leben oder erst danach – das weiß Gott Vater allein.

Aber was ist mit meiner Zeit bis dahin? Wie führe ich mein Leben hier auf Erden, bis es so weit ist und ich mal vor Jesus stehe? Der Ewigkeitssonntag lädt dazu ein, über die eigene Vergänglichkeit nachzudenken. Ich soll immer bereit sein, mich auf die letzte Reise Richtung Ewigkeit zu begeben, „mit gepacktem Koffer“ sozusagen.

Ich erinnere mich dabei an eine Aktion des Bestatters Fritz Roth vor ein paar Jahren. Sein Ansatz war: Stellen Sie sich einmal vor, Sie könnten einen Koffer mitnehmen, wenn Sie sterben. Was würden Sie für die letzte Reise aus diesem Leben einpacken?

Roth hatte dann 100 leere Koffer an 100 Menschen geschickt; an Frauen und Männer, Alt und Jung, Künstler und Handwerkerinnen, berühmte und unbekannte Personen. Die Gepäckstücke waren alle gleich, 35 mal 55 Zentimeter groß und drinnen lag ein Zettel mit der Frage: „Was würden Sie auf der letzten Reise aus diesem Leben mitnehmen?“

Nach zwei Monaten wurden die Koffer wieder eingesammelt. Was haben nun diese 100 Menschen eingepackt? Die Inhalte der Koffer waren so vielfältig wie die Personen selbst. Drinnen standen zum Beispiel Fotos, Bücher, Kerzen, Briefe, Spiegel, Wein, CDs, Bibeln, Nudeln, Buntstifte, oder einfach ein Stück Papier mit Worten wie „Nichts“, „Entschuldigung“ oder „Liebe“. Manche haben ihren Koffer einfach leer zurückgegeben und meinten: „Ich hoffe, dort im Himmel als Gast aufgenommen zu werden, dem alles Notwendige gegeben wird.“

Wie habe ich mein Leben gelebt?

Stimmt, wirklich mitnehmen aus diesem Leben kann man nichts, es kann also nur um Symbole gehen. Ich finde aber den Gedanken spannend, selber einen solchen Koffer zu packen und sich die Fragen zu stellen: Bin ich heute bereit für die Begegnung mit Jesus? Wie habe ich bis jetzt gelebt? Wachsam oder abgelenkt? Was ist in meinem Leben wirklich wichtig? Menschen, Sachen, Erinnerungen, Wünsche? Was verbleibt, wenn ich gehe?

Passt auf und seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Zeitpunkt kommt. Dennoch habt keine Angst! Gott steht uns bei, auch in unserer letzten Stunde. Der Koffer unseres Lebens trägt die Handschrift Gottes und liegt in seinen Händen. „Wir wissen nicht, was uns nach dem Tod erwartet, aber wir kennen den, der uns erwartet“, so der Theologe Helmut Thielicke. Diese Begegnung wird gewiss überraschend schön sein. Daher: Lebt wachsam und bewusst!