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Mit KI Erinnerungen von Holocaust-Opfern für die Zukunft bewahren

Die Stimmen der Holocaust-Opfer sollen nicht verklingen. Künstliche Intelligenz macht es möglich. Das Projekt “Holo-Voices” startet am 27. Januar – dem Holocaust-Gedenktag.

Berichte von Holocaust-Überlebenden sollen künftig mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) für kommende Generationen bewahrt werden. Dafür entsteht in der Unesco-Welterbestätte Zeche Zollverein in Essen ein Erinnerungsort, der Betroffenen “eine Stimme für die Ewigkeit” geben soll. Das Projekt “Holo-Voices” wird am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, eröffnet, wie das nordrhein-westfälische Kulturministerium am Montag mitteilte.

Mit Hologramm-Technik werden Zeitzeugen fotorealistisch als dreidimensionale Projektionen dargestellt. Besucherinnen und Besucher können den Überlebenden Fragen stellen, auf die die KI passende Antworten aus zuvor gefilmten Interviews abruft. Es brauche die authentische Schilderungen der Überlebenden, um eine Ahnung von ihrem Leid zu bekommen, sagte Kulturministerin Ina Brandes (CDU).

Das vom Ministerium und der Technischen Universität Dortmund entwickelte Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek umgesetzt. Erste Interviews wurden mit den Holocaust-Überlebenden Inge Auerbacher, Kurt Salomon Maier und Eva Weyl geführt. Die Tochter eines Textilkaufmanns aus Kleve kam 1935 in den Niederlanden zur Welt und wurde 1942 ins Konzentrationslager Westerbork verschleppt. “Die moderne Technik mit KI ist fantastisch”, so Weyl. “So kann ich mithelfen, dass die Geschichte bewahrt bleibt.”

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, nannte “Holo-Voices” ein “tolles Projekt”. Laut Umfragen wüssten 40 Prozent der jungen Menschen nicht, was der Holocaust ist. “Das darf nicht sein.” Mit dem Projekt könne das Vergessen der Schoah gestoppt werden.

Nach der direkten Begegnung mit Überlebenden sei “Holo-Voices” die zweitbeste Möglichkeit, in einen Dialog mit Überlebenden zu treten, sagte Brandes. Die Hologramme erzeugten eine emotionale Bindung. Junge Menschen bekämen das Gefühl, dass man sich mit einer Betroffenen oder einem Betroffenen unterhalten könne. Vorbild für das Projekt sei das Illinois Holocaust Museum. Dort habe sie bei einer USA-Reise im Jahr 2024 erlebt, wie beeindruckend die Begegnung im Hologramm mit Holocaust-Überlebenden sein könne.

Die Kosten des Projekts belaufen sich laut Ministerium auf 3,2 Millionen Euro. Rund zwei Drittel trägt das Land NRW, rund ein Drittel die RAG-Stiftung, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung sowie die Brost-Stiftung.