Mit Gottvertrauen

Über den mutigen Protest drei Jugendlicher gegen eine Nazi-Demonstration schreibt Pastor Tilman Baier. Er ist Chefredakteur der Kirchenzeitung in Schwerin.

Der Predigttext des kommenden Sonntags lautet: „Als Petrus aber den Wind sah, erschrak er und hob an zu sinken, schrie und sprach: Herr, hilf mir!“ Aus Matthäus 14, 22-30
Ein bisschen beschämt erzählt er, der Zwanzigjährige, von seinem letzten Wochenende. Er und zwei seiner Freunde aus der Jungen Gemeinde waren aufgebrochen nach X., einer nicht weit entfernten Kleinstadt. Dort hatte, einmal wieder, die NPD eine Demonstration angekündigt. Schnell hatte sich über Facebook diese Nachricht auch unter den Nazi-Gegnern herumgesprochen. „Da wollten wir hin, Flagge zeigen“, erzählt er. Ausgestattet mit der Fahne der christlichen Anti-Nazis „Unser Kreuz hat keine Haken“ waren sie losgezogen – nicht ohne all die aus ihrer Clique auszulachen, die Angst davor hatten, mitzufahren. Sie waren auf der richtigen Seite, was sollte ihnen schon geschehen?
Bekenntnisse und Tatendrang zeichnete auch den robustes­ten der Jünger Jesu aus. Ein handfester Fischer, vertraut mit Wind und Wogen ebenso wie mit den Unbilden des Alltags. Er hatte alles hinter sich gelassen, um mit diesem Jesus herumzuziehen und ihn bei seiner Mission zu unterstützen – voller Vertrauen darauf, dass er so Gott ganz nah sei.
Petrus setzt sein Vertrauen auf diesen Jesus. Ja, er wird aus dem schützenden Boot aussteigen und selbst über tosende Wasser zu Jesus gehen. Das ist der Test, ob ihm da nur ein Gespenst begegnet oder wirklich der Gesandte Gottes. Eben doch hatte Jesus gezeigt, was in ihm für eine Kraft wirkt: Er hatte mit dem bisschen Brot und Fisch, das sich unter den neugierigen Zuhörern seiner Rede am See fand, fünftausend Menschen sattbekommen.
Doch plötzlich greift die Angst nach ihm und droht, ihn in die Tiefe zu ziehen. So wie die Angst nach den drei Jugendlichen griff, als die Typen von der braunen Kameradschaft anfingen, auf sie einzuschlagen und andere feixten: Das habt ihr nun davon. Dann waren die drei nur noch gerannt, zurück zum Bahnhof, nur weg aus X.
Angst, so mussten die drei Jugendlichen in ihrem Bekenner(hoch)mut lernen, gehört zum Leben dazu. Worauf es ankommt, ist, trotzdem loszugehen und sich noch im Sinken wie Petrus das Vertrauen zu bewahren und zu schreien: Herr, hilf mir!
Unser Autor
Pastor Tilman Baier
ist Chefredakteur der Kirchenzeitung in Schwerin.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.