Mit Gottvertrauen

Sie hob das Pilgerkloster Tempzin mit aus der Taufe und half so, die deutsche Teilung zu überwunden. Jetzt ist Magdalene Anders im Alter von 76 Jahren gestorben.

Bei der Übergabe des Bundesverdienstkreuzes (v.l.): der stellvertretende Ministerpräsident Lothar Caffier, Magdalene Anders und Joachim Anders
Bei der Übergabe des Bundesverdienstkreuzes (v.l.): der stellvertretende Ministerpräsident Lothar Caffier, Magdalene Anders und Joachim AndersMarion Wulf-Nixdorf

Waren/Müritz. Mit einer Trauerfeier und anschließender Beisetzung in Waren haben Familie und Weggefährten Abschied genommen von Magdalene Anders, Katechetin im Ruhestand und Mitbegründerin des Pilgerklosters Tempzin. Kurz vor ihrem Tod am 26. August konnte sie mit ihrem Ehemann Pastor i.R. Joachim Anders noch die Goldene Hochzeit im Kreis der Kinder, Enkel und vieler Freunde und Weggefährten feiern.
Magdalene Anders wurde am 7. November 1941 als Magdalene Frisch in Waren geboren. Nach einer Katechetinnen- und Kirchenmusikerinnenausbildung in Schwerin wirkte sie in den Kirchengemeinden in Parchim, Güstrow, Boizenburg, Sternberg sowie in Neustadt-Glewe.
Über die Landeskirche hinaus bekannt geworden ist sie durch den Aufbau des Pilger-Klosters in Tempzin zusammen mit ihrem Ehemann. Bereits in den Umbruchzeiten von 1989/90, als Pilgern noch nicht „in“ war, stießen sie in Mecklenburg eine ökumenische Pilgerbewegung an und bauten sie kontinuierlich aus. Zum geistigen Mittelpunkt dieser Bewegung erkoren sie das damals noch marode frühere Warmhaus des ehemaligen Antoniter-Klosters in Tempzin bei Brüel. Ein Verein wurde gegründet und dieses 500 Jahre alte Gebäude, das durch die lange Nutzung als Getreidespeicher arg in Mitleidenschaft gezogen wurde, von den Mitgliedern und einem Freundeskreis von Gleichgesinnten ab 1994 Stück für Stück zu einem „Haus der Gastfreundschaft“ aufgebaut, tief geprägt von der Frömmigkeit des Ehepaars Anders.

Ein Lebenstraum erfüllt sich

Als sich abzeichnete, dass diese Arbeit im Ehrenamt nicht mehr zu leisten war, bemühten sich das Ehepaar und ihr Freundeskreis um die Einrichtung einer pastoralen Stelle für diese Arbeit. Doch damals galt dies in der Landeskirche Mecklenburgs noch als exotisch und nicht realisierbar. Daraufhin ließen sich beide voller Vertrauen auf Gott und die Unterstützung der immer größeren Schar von Gleichgesinnten ein und setzten damit ihren Lebenstraum von einem klösterlichen Leben in benediktinischer Tradition radikal um. Später baute der Verein noch das ehemalige Gutspächterhaus zu einem „Haus der Gemeinschaft“ aus. So entstand durch Beharrlichkeit und Mut ein spiritueller Ort in Westmecklenburg, zu dem die Stundengebete ebenso gehören wie die Gastfreundschaft.
Das Ehepaar Anders konnte schon bald erleben, wie ihr Einsatz Früchte trug. Der Ruf des Pilgerklosters verbreitete sich weit über Mecklenburg hinaus, das ehemalige Gutspächterhaus wurde zum „Haus der Gemeinschaft“. Auch die Landeskirche entdeckte, was für ein Schatz dieses Pilgerkloster ist. So ist seit etlichen Jahren hier der Mitarbeiterkonvent der jetzigen Propstei Wismar zu einem Einkehrtag zu Gast, und auch das Frühsommercamp „Fette Weide“ der evangelischen Jugendarbeit hat hier seinen Ort gefunden.

Mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt

Vor knapp drei Jahren, weit nach dem Eintritt ins offizielle Rentenalter, legten Magdalene und Joachim Anders die Leitung in die Hände von Doris Mertke, die ihr Werk fortführt, und zogen nach Waren. Trotzdem arbeiteten sie weiter bei Aktionen wie den Gottesdiensten „Heilen und Segnen“ mit. Im vergangenen Jahr erhielten beide in der Schweriner Staatskanzlei das Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland übereicht – „für Ihre Verdienste um die Erhaltung und Nutzung der ehemaligen Klosteranlage in Tempzin“.  Dazu erklärte der Vorstandsvorsitzende des Trägervereins, der katholische Theologe Helmut Röhrbein-Viehoff aus Hamburg-Bergedorf: Ein besonderes Verdienst liege auch darin, dass die Tempziner Pilgerbewegung Hunderte von Menschen aus Ost und West zusammengeführt und somit zur Überwindung der deutschen Teilung beigetragen habe.
Und im Sonderrundschreiben von Propst Marcus Antonioli anlässlich des Todes von Magdalene Anders heißt es nun auch offiziell: „Der Kirchenkreis Mecklenburg blickt in dankbarer Erinnerung auf ihren Dienst.“