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Mit Engagement und Tagesstruktur einer Altersdepression vorbeugen

Sinnvolle Aufgaben, ein guter Freundeskreis und gesundes Essen: Es gibt viele Möglichkeiten, um eine Altersdepression zu verhindern. Ein Gerontopsychiater gibt Tipps.

Um ältere Menschen vor einer Altersdepression zu schützen, brauchen sie Fachleuten zufolge eine sinnstiftende Tätigkeit. “Wir sollten uns fragen: Wie können wir dieser Generation, die das Land wiederaufgebaut hat nach dem Krieg, eine sinnvolle Aufgabe geben?”, so der Gerontopsychiater Jens Benninghoff in einem Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Wochenende). Man könne Menschen nicht mit 65 in eine beige Hose und beige Jacke stecken und ihnen sagen: “Nun macht mal Touren mit dem E-Bike den ganzen Tag”.

Er sieht ältere Menschen aber auch selbst in der Verantwortung. Dazu zähle: sich beizeiten um einen Freundeskreis, soziale Kontakte und vielleicht sogar eine Alters-WG bemühen sowie soziales Engagement. “Da hat man eine Tagesstruktur, einen Sinn und kommt auch nicht so ins Grübeln, das auf Dauer immer stärker werden kann, bis es in eine Depression mündet”, sagte Benninghoff, der Chefarzt für Altersmedizin am Isar-Amper Klinikum in Haar bei München ist.

Denn Depressionen seien auch bei Älteren weit verbreitet. Laut Studien hat etwa jeder sechste bis siebte Mensch über 75 Jahren eine behandlungsbedürftige Depression. Obwohl Frauen laut Benninghoff häufiger von Depressionen betroffen sind, unternehmen Männer sehr viel mehr Suizidversuche. In der älteren Generation sei es durchaus nicht üblich, über seine psychische Verfassung zu sprechen. Diese werde nur als körperliche Beschwerde wahrgenommen.

Als Einschnitt gerade bei Männern in Führungspositionen gilt der Eintritt in den Ruhestand. Damit trete ein Bedeutungsverlust ein. “Da gibt es plötzlich keine Sekretärin mehr, keine Dienstreisen. Wenn diese Rüstung, die man im Alltag hatte, wegfällt, und man zudem noch wenig andere Ressourcen aufgebaut hat, tritt eine Leere ein, die krank machen kann.”

Der Gerontopsychiater rät außerdem zu einer Überprüfung der Ernährung. “Bei Depressionen fehlt es an bestimmten Botenstoffen im Gehirn, und dabei kann es auch eine Rolle spielen, was man isst.” Ältere Menschen kochten oft nicht mehr so ausführlich. “Es kommt dann hochverarbeitete Tiefkühlkost auf den Tisch statt gutes Essen mit Gemüse und Früchten.” Auch könne die Freude am Essen antidepressiv wirken.

Benninghoff warnt: “Häufig kommt das Thema Sucht noch hinzu. Man sucht Entspannung im Alkohol, das ist dann eine Abwärtsspirale.”