Mit einem Herz für Tiere

Fledermäuse und Turmfalken fühlen sich wohl an der Kirche von Jesendorf. Dafür gab es jetzt vom Naturschutzbunde eine Auszeichnung.

Ein Turmfalkenpaar hat den Nistkasten unter der Kirchturmuhr in Beschlag genommen
Ein Turmfalkenpaar hat den Nistkasten unter der Kirchturmuhr in Beschlag genommenKerstin Erz

Jesendorf. Neugierig sitzen die Dohlen auf dem Kirchendach und schauen hinunter. Aufgeregt schwirren die Turmfalken um den Kirchturm herum. Sie scheinen zu spüren, dass der kleine Auflauf an Menschen unten vor der Kirche ihnen gilt, den Dohlen, den Turmfalken und den gerade nicht zu sehenden Fledermäuse.

Der Naturschutzbund (Nabu) Mecklenburg-Vorpommern hatte von diesen Bewohnern im Jesendorfer Kirchturm gehört und sich entschlossen, für diese Kirche die Plakette „Lebensraum Kirchturm“ zu vergeben. So trafen sich der Vorsitzende des Fördervereins zur Rettung der Jesendorfer Kirche e. V. Martin Maercker, sein Vorstandsmitglied und Verantwortlicher für die Kirchturmuhr, André Gieseler, und vom Kirchengemeinderat Heinz Gluth mit Benjamin Weigelt, Naturschutzreferent und Ornithologe beim Naturschutzbund MV sowie mit der Nabu-Presseverantwortlichen Manuela Heberer zu Übergabe der Plakette.

Dreck wird nicht geduldet

Die Aktion „Lebensraum Kirchturm“ gibt es deutschlandweit und wurde 2007 ins Leben gerufen, war von den Nabu-Vertretern zu erfahren. „Mit der Aktion setzt sich der Nabu für die Sicherung von Nistplätzen bedrohter Arten ein. Kirchtürme sind optimale Orte, um Brutstätten für Turmfalken, Fledermäuse, Schleiereulen, Dohlen und andere Arten einzurichten“, erläuterte Manuela Heberer.

Kerstin Erz

„Kirchen, die sich besonders für den Artenschutz einsetzen, werden mit einer Urkunde ausgezeichnet und erhalten eine Plakette, die sie an ihrer Kirche anbringen können. Die Übergabe der Plakette soll also eine Wertschätzung für die Kirchen sein, die es noch zulassen, dass Vögel und Fledermäuse darin brüten. Das ist bei weitem nicht mehr in allen Kirchen üblich“, weiß Benjamin Weigelt. „Der Dreck, den sie im Innenraum der Kirchen machen, wird selten noch geduldet. Umso mehr wertschätzen wir, dass hier in Jesendorf Dohlen, Turmfalken und Fledermäuse ein Zuhause finden dürfen.“

Nistkasten für Turmfalken

Zuvor hatten sich Ornithologe Benjamin Weigelt und der Fledermausbotschafter Patrick Folkersma vom Nabu den Kirchturm von Jesendorf angesehen. So konnten sie feststellen, dass mindestens drei, vier Dohlenpaare im Kirchturm nisten. Drei Nester mit Eiern hatten sie gefunden. Unterhalb der Kirchturmuhr wurde ein Nistkasten für Turmfalken eingerichtet, der von einem Paar besetzt ist, und in kleinsten Nischen konnten die Fachleute Fledermäuse, so die Zwergfledermaus, entdecken.

Nun hatte der Nabu MV die Idee, so erzählte Benjamin Weigelt weiter, um den Dreck im Kircheninnenraum zu vermeiden, Nistkästen als sogenannte Ablenkungskästen für die Kirchturmbewohner anzubringen. „Das haben wir bereits in einigen Kirchen praktiziert. Über eine Spendenaktion wurden Gelder für das Material gesammelt und dann wurden in Gemeinschaftsaktionen die entsprechenden Nistkästen gebaut. Dazu gibt es eine mehrfach konkretisierte Bauanleitung.“

Plakette an der Kirchentür

Für die interessierte sich natürlich auch der Fördervereinsvorsitzende und wenn möglich für das entsprechende Baumaterial. Weil der Nabu sowieso eine erneute Spendenaktion dafür ins Leben rufen wolle, werden sie auch Jesendorf mit Bauanleitung und wenn möglich Material versorgen, so Manuela Heberer. „Dann werden wir in der Kirche, so es wieder möglich ist, eine gemeinsame Bauaktion in der Kirche veranstalten“, zeigt sich Martin Maercker von der Idee begeistert. Letztlich halten André Gieseler und Martin Maercker die Plakette neben die Kirchentür. „Ja, hier könnte sie hängen“, freuen sie sich.