Mit direktem Draht zu den Athleten

Der evangelische Paralympics-Seelsorger Christian Bode kann die Sportler in Tokio coronabedingt nur aus der Ferne betreuen. Tägliche Videoclips und Geleitworte, die die Athleten auf ihr Smartphone bekommen, hat er bereits vorbereitet.

Der Paralympics-Seelsorger Christian Bode auf einem Sportplatz in Holzminden.
Der Paralympics-Seelsorger Christian Bode auf einem Sportplatz in Holzminden.Privat / epd

Osnabrück/Tokio. Wegen der coronabedingt stark begrenzten Kontingente für die nationalen Teams sind der evangelische Paralympics-Seelsorger Christian Bode und seine katholische Kollegin erstmalig nur digital erreichbar. Bode, selbst Tischtennis-Sportler und -Trainer, ist seit 2012 Paralympics-Seelsorger der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er war seitdem immer mit dem deutschen Team an den Austragungsorten der Sommer- und Winterspiele.

Es sei eine gemeinsame Entscheidung aller Beteiligten gewesen, dass die grundsätzlich von allen als fester Bestandteil erachtete seelsorgerliche Begleitung vor Ort diesmal entfallen müsse. „Es ist wichtig, dass die Spiele stattfinden und die Sportler nach fünf Jahren Vorbereitung die Chance haben, sich im Wettkampf zu messen und zu zeigen“, betonte der Pastor, der seit einem Jahr als Geschäftsführer der Evangelischen Erwachsenenbildung in Osnabrück fungiert: „Das muss jetzt Priorität haben. Alles andere ordnet sich dem unter.“

Botschaften über die Team-App der Athleten

Bode betonte, er habe Videoclips und Geleitworte für jeden Tag vorbereitet, die die Sportler automatisiert über eine Team-App auf ihre Smartphones geschickt bekämen. Vor allem stehe er aber rund um die Uhr für Gespräche und seelsorgerliche Begleitung bereit: „Ich bin 24 Stunden auf Standby. Mein Handy liegt immer angeschaltet auf dem Nachtschrank“, sagte er auch mit Blick auf die Zeitverschiebung. Zudem habe er einen Zoom-Gottesdienst für den 29. August geplant. Vor Ort stünden für Notfälle außerdem ein Pastorenehepaar und ein katholischer Priester zur Verfügung, die schon seit Jahren ihre deutschen Gemeinden in Tokio betreuten.

Viktar Masalovich /Pixabay

Der Bedarf an Seelsorge-Gesprächen steige mit zunehmender Dauer der Wettkämpfe, sagte der Theologe, der von 2001 bis 2008 zugleich nebenberuflicher Tischtennistrainer des Deutschen Behindertensportverbandes war. In dieser Rolle sei er bereits 2008 bei den Paralympics in Peking dabei gewesen und kenne noch einige Sportlerinnen und Sportler persönlich. Sie suchten aber nicht nur nach Niederlagen seine Hilfe. Auch Trauer über Todesfälle und Probleme innerhalb der Familie oder des sozialen Umfeldes brächten sie mit zu den Spielen.

„Jeder Mensch ist anders und das ist normal“

Bode, der selbst keine Behinderung hat, möchte zudem aus seinem christlichen Menschenbild heraus Botschafter sein „für Menschen mit Grenzen“, wie er es formuliert. Er kämpfe für eine inklusive Gesellschaft, in der diese Menschen selbstverständlich dazugehörten. „Jeder Mensch ist anders und das ist normal.“ Er wolle zudem die Wahrnehmung schärfen dafür, „dass auch bei den Paralympics Hochleistungssport betrieben wird“.

In den vergangenen Jahren sei durch die professionelle Berichterstattung in den Medien schon viel in diesem Sinne erreicht worden. „Mein Traum wäre, dass eines Tages bei Olympischen Spielen direkt nach dem 100-Meter-Lauf der Wettkampf der paralympischen Sportler ausgetragen wird.“ (epd)