Mit dem Smartphone durch die Kirche

In der Hauptkirche St. Katharinen kann man sich jetzt auf dem Smartphone über die Kirche informieren, während man sie besichtigt. Schüler haben alle Texte erarbeitet und in einen Chat integriert. Dafür gibt’s jetzt einen Preis.

Blick in den Chat von "hellokatharinen"
Blick in den Chat von "hellokatharinen"Timo Teggatz, epd

Hamburg. Es begann mit einem Schulausflug. Im vergangenen Dezember besuchte Religionslehrerin Friederike Wenisch mit Oberstufenschülern des Gymnasiums Altona die Hauptkirche St. Katharinen. Die Schüler sollten Informationen über die Kirche sammeln und eine Präsentation aufnehmen. Als sich Wenisch später anhörte, wie begeistert und sachkundig die Gymnasiasten über die Kirche referierten, dachte sie: „Das ist ganz schön gut.“

Davon können sich nun auch andere Kirchenbesucher überzeugen. Zusammen mit dem Unternehmen „helloguide“ ist aus den Präsentationen „hellokatharinen“ entstanden: eine Kirchenführung per Smartphone, bei der die Schüler die Hauptkirche erklären. (Hier können Sie die Führung testen, auch auf einem PC)

Schon am Eingang von St. Katharinen weisen pinke Karten auf das Angebot hin. Wer mit seinem Smartphone den aufgedruckten QR-Code, eine Art Strichcode, scannt, landet im Chat von „hellokatharinen“ und bekommt zur Einstimmung einige Informationen über die Kirche. Danach entscheidet der Nutzer, wie es weitergeht. Bald sollen an markanten Orten der Kirche Nummern aufgestellt werden. Wenn man die entsprechende Zahl in den Chat eintippt, wird man mit Informationen versorgt. Das können Texte, Videos, Fotos oder Audiobeiträge sein. Der Dienst ist kostenlos und speichert keine Daten.

Beiträge selbst eingesprochen

Alle Texte haben die Schüler selbst geschrieben und eingesprochen. Bei einigen klingt Begeisterung durch, bei anderen Staunen. Sie sprechen, wie sie es im Alltag tun oder aus anderen Medien kennen. Man hört Jungen und Mädchen, verschiedene Stimmlagen und Akzente. Viele Beiträge sind drei bis fünf Minuten lang, andere bis zu 15 Minuten.

Was die Schüler beschreiben, durften sie sich selbst aussuchen. Die Gymnasiastin Noor Farooque hat sich für die Fassade entschieden. Besonders spannend fand sie, wie sich die Kirche im Laufe ihrer Geschichte immer wieder verändert hat. Für sie als Muslima war die Auseinandersetzung mit einer christlichen Kirche etwas Neues: „Ich mag es, im kulturellen Dialog zu stehen. Deshalb fand ich das ziemlich interessant“, sagt sie.

Lehrerin Wenisch ist beeindruckt vom Engagement ihrer Schüler. Manche fuhren auf eigene Faust mehrmals in die Kirche, berichtet Wenisch. Sie lasen in der Bibel, um zu sehen, wie die Künstler die biblischen Texte umgesetzt haben, ein muslimischer Schüler setzte sich mit der Auferstehung auseinander.

Pastor entdeckt seine Kirche neu

Frank Engelbrecht, Pastor von St. Katharinen, hat den Guide bereits ausprobiert „Ich habe noch mal ganz neu gelernt, mich über meine Kirche zu freuen weil ich merke, wie viel Freude sie bereitet“, sagt er. An „hellokatharinen“ schätzt er, dass man „die erste Neugier“ einfach mit dem Handy stillen kann, dass ohnehin fast jeder in der Tasche trägt. Das sei ein „schöner und unkomplizierter Zugang“, sagt er. Aufrufen kann man das Programm mit dem QR-Code sogar von zu Hause aus.

Kurz vor dem Ende der Frist hat Lehrerin Wenisch „hellokatharinen“ für den Missionspreis des ökumenischen Vereins Andere Zeiten eingereicht. Das Projekt setzte sich gegen 30 andere Einsendungen durch und holte den ersten Platz, für den es 6000 Euro Preisgeld gibt. Wie der Betrag eingesetzt wird, steht noch nicht fest, aber ein Teil soll möglichst in die Weiterentwicklung von „hellokatharinen“ investiert werden. Am Donnerstag, 23. Mai, wird der Preis bei einem Empfang verliehen.