Mit dem Islam sprechen – rheinische Kirche diskutiert Positionspapier

Wie können Christen im Dialog mit Muslimen ihren eigenen Glauben zur Sprache bringen? Zu dieser und anderen Fragen zur Begegnung mit Muslimen will die Evangelische Kirche im Rheinland eine theologische Positionsbestimmung vornehmen. Über die aktuelle Situation sprach Marc Patzwald mit Oberkirchenrätin Barbara Rudolph.

Welche Haltung nehmen bisher andere Landeskirchen ein?
Es gibt Kirchen, die sich kaum oder gar nicht mit dem Thema beschäftigen. Andere wie zum Beispiel die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, die Evangelisch-lutherische Kirche in Bayern oder die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau setzen sich sehr intensiv mit diesen theologischen Fragestellungen auseinander. Das sind Landeskirchen, in denen viele Muslime leben. Größte Zurückhaltung gibt es in Gemeinden, die eigentlich kaum eine Begegnung mit dem Islam haben. Da merkt man eben, dass die Notwendigkeit, miteinander zu leben, so noch nicht gegeben ist.

Wie sieht es in der Ökumene aus?
Da kann man sehr klar sagen: Es gibt eine riesige Bandbreite. Also die United Church of Christ in den USA ist sehr, sehr offen bis hin zu gemeinsamen Feiern mit Menschen anderer Religionen. Da ist der Islam auch nur eine der vielen Religionen, mit denen sie feiert. Dann gibt es eine ganze Reihe an Partnerkirchen, die wir jetzt auch zur Landessynode einladen, zum Beispiel aus Tansania und Indonesien, die große Erfahrungen haben, als Minderheitsreligion zu leben.
Früher war in Indonesien der Islam sehr liberal, offen, integrierend. Heute ist er durch den Einfluss der arabischen Halbinsel sehr viel aggressiver geworden. Anders ist das Gespräch mit vielen Orthodoxen hier in Deutschland, also etwa mit den Syrern, den Kopten oder der Griechisch-Orthodoxen Kirche, die über Jahrhunderte auch sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben und die deshalb weniger von einer Entwicklung des Islams in die eine oder andere Richtung sprechen, sondern eher sagen: „Der Islam an sich ist eine Religion, die sich überlegen fühlt und andere unterdrückt.“

Wie positioniert sich die katholische Kirche?
Ganz spannend. Die katholische Kirche hat eine Grundsatzentscheidung getroffen, im Vaticanum II mit dem Text „Nostra Aetate“, der das Verhältnis des Katholizismus zum Judentum, zum Islam, zu anderen asiatischen Religionen und überhaupt zu Menschen anderen Glaubens beschreibt. Und anders als der Protestantismus hat die katholische Kirche sich festgelegt, dass sie in den anderen Religionen die Suche nach Gott wahrnimmt. Und damit allen Religionen positiv begegnet. Während das in der evangelischen Kirche weltweit durchaus immer noch eine Debatte ist. Und insofern ist das, was wir auf unserrer Synode tun, eine Standortbestimmung, die sehr, sehr nahe herankommt an „Nostra Aetate“ von der römisch-katholischen Kirche. epd