„Missionarische Erprobungsräume“ im Niederen Fläming

Nach drei Jahren ging das Projekt des Kirchenkreises Zossen-Fläming zu Ende

Hauptamtliche und Ehrenamtliche Gemeindekirchenräte in Illmersdorf (Foto: Dorfkirche), Meinsdorf und Werbig waren aufgefordert herauszufinden, was ihnen an ihrer Kirche wichtig ist und was sie sich für die Zukunft wünschen
Hauptamtliche und Ehrenamtliche Gemeindekirchenräte in Illmersdorf (Foto: Dorfkirche), Meinsdorf und Werbig waren aufgefordert herauszufinden, was ihnen an ihrer Kirche wichtig ist und was sie sich für die Zukunft wünschenWikimedia/CC BY-SA 3.0

Alles begann mit Dorfspaziergängen. Wege erforschen, Siedlungen erkunden, Menschen zuhören. So beschreiben es die Macherinnen, wenn sie über „Missionarische Erprobungsräume“ sprechen. Dahinter verbirgt sich ein Projekt des Evangelischen Kirchenkreises Zossen-Fläming, das nach drei Jahren planmäßig zu Ende ging. Pfarrerin Lý-Elisabeth Dang und Gemeindediakonin Christina Kampf haben es verantwortet.

Besonders in den Gemeinden llmersdorf, Meinsdorf und Werbig, allesamt Dörfer mit 35 bis 400 Einwohnern, gab es das Ziel: „Hauptamtliche und Ehrenamtliche, Gemeindekirchenräte und interessierte Mitglieder sollen herausfinden, was ihnen an ihrer Kirche wichtig ist, was sie sich wünschen und was sie gerne einfach mal ausprobieren wollen, frei von Angst vor eventuellen Rückschlägen.“ Aus fünf W-Fragen – Warum? Wer? Was? Wie? Wann? – war der rote Faden gestrickt, an dem entlang man (vorläufige) Antworten suchte.

Wo das kirchliche Leben eingeschlafen ist

Die Dörfer im Niederen Fläming, unweit von Dahme/Mark gelegen, werden allesamt von prächtigen Dorfkirchen überragt. Diese täuschen darüber hinweg, dass das traditionelle kirchliche Leben an Anziehungskraft verliert. Als nur noch regelmäßig zwei oder drei Besucher zum Sonntagsgottesdienst kamen, stellte man diese klassische Form kurzerhand ein, um gemeinsam mit interessierten Dorfbewohnern Neues zu erkunden. „Viele Menschen sehnen sich zutiefst nach Gemeinschaft und Verbundenheit“, sagen Dang und Kampf im Gespräch mit „die Kirche“, „egal ob sie Kirchenmitglieder sind oder nicht“.

„Ich möchte Ihr Dorf kennenlernen“

Anfangs begegnete ihnen ein bisschen Skepsis, dann Neugier, schließlich Interesse. „Ich bin die neue Diakonin; ich möchte ihr Dorf kennenlernen.“ Manche beließen es beim höflichen Nicken, manchmal unterhielt man sich über den Gartenzaun, manchmal bat man sie hinein – und nicht selten gab es dann lange Gespräche über Gott und die Welt.

Pfarrerin Britta Rostalsy, die Vakanzverwalterin der Pfarrstelle, und Diakonin Kampf knüpften an eine alte seelsorgerliche Tradition an und überbrachten Geburtstagsgrüße. Auch das gab Gelegenheit zuzuhören und zu erfahren, was die Leute bewegt, welches ihre Stärken sind, was sie von Kirche und Religion (noch) erwarten. Das Ziel war, die Menschen „zu begeistern für das, was wir als Kirche tun“.

Gemeinwesen im Umbruch

Die Dörfer erwiesen sich als geeignet, um neue Kommunikations- und Gemeinschaftsformen In Seelsorge und Glaubensverkündung auszutesten, weil sie Gemeinwesen im Umbruch sind. Immer häufiger ziehen Stadtbewohner aufs naturnahe Land. Oder ehemalige Dörfler, die zur Ausbildung und zum Geldverdienen in die Städte gegangen waren, kehren mitsamt ihren jungen Familien zurück. Gemeinsam mit engagierten Dorfbewohnern und Gemeindekirchenräten ersannen die Mitarbeiterinnen des missionarischen Projektraums Angebote für sie. Manche bekannten, dass sie seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr mit Kirche hatten. Das kirchliche Leben war stellenweise auf gelegentliche Beerdigungen reduziert, mehr nicht.

Was Gott daraus macht

Meistens bekam man über die Kinder Kontakt mit ihren Eltern und Großeltern, etwa in Bastelkreisen oder Sommerfesten, bei Nikolausfeiern oder Adventsmärkten unter dem Turm der Dorfkirche – stets mit reger Beteiligung. So etwas wird vielleicht zu einer Tradition, auch nach dem offiziellen Ende der „Missionarischen Erprobungsräume“ im Niederen Fläming.

Schon jetzt denkt man in dem einen oder anderen Dorf darüber nach, ein Sommerfest in und vor der Kirche auszurichten. „Hier kann man schön feiern“, sagten viele, „eure Kirche macht was. Das gefällt uns.“ Aber könnten das nicht auch örtliche Feuerwehren oder Sportvereine ausrichten? Was ist das Besondere an kirchlichen Angeboten?

„Kirche hat eine besondere Begabung, Menschen in Beziehung zu bringen“, sagen Dang und Kampf, „unser Ziel war und ist es, dass Menschen eine Beziehung zu sich selbst, zu Gott und zu ihren Mitmenschen finden. Um dann zu sehen, was Gott daraus machen wird.“

Internet: kkzf.de/erprobungsräume