Mission Leben: Wir sind bei sozialen Innovationen Vorreiter

Die Mission Leben mit Sitz in Darmstadt ist nach den Worten der Sprecherin der Geschäftsführung, Maike Henningsen, deutschlandweit Vorreiter bei sozialen Innovationen. Das diakonische Unternehmen, das am Freitag in Butzbach das 175-jährige Bestehen gefeiert hat, habe mit der Erfindung des „IntraLab“ ein Labor für die Entwicklung sozialer Unternehmensideen geschaffen, sagte Henningsen dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Ergebnisse waren etwa die Geschäftsidee „Hunde(t)raum“ in Mainz, wo Obdachlose tagsüber Hunde gegen Entgelt betreuten, oder ein von Behinderten betriebener Foodtruck im fränkischen Neuendettelsau. Aus dem „Inkubator“ für neue Ideen für das eigene Unternehmen sei ein überregionales Fortbildungsangebot entstanden, sagte Henningsen. „Wir sind ein Start-up wie vor 175 Jahren.“ Der Grundantrieb sei heute der gleiche wie bei der Gründung 1849: „zu helfen, wo Hilfe gebraucht wird“.

Die Träger sozialer Einrichtungen stünden derzeit vor der „Riesenherausforderung“ des Personalmangels, sagte Henningsen. Das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben mache sich bemerkbar. Bereits jetzt gebe es in Einrichtungen der Altenhilfe und für Menschen mit Behinderungen massive Probleme. „Wir müssen Angebote trotz wachsendem Bedarf einschränken, weil nicht genug Personal da ist“, sagte sie. „Dann bleiben Zimmer leer.“ Das Unternehmen werbe stärker um Personal und bemühe sich, die Mitarbeitenden besser zu binden.

Zeitarbeitsfirmen nutzten die Personalnöte, indem sie Personal abwürben und teuer zurückleasten. Für die hohen Honorarsätze gebe es keine Refinanzierung, kritisierte Henningsen. „Es muss gesetzlich geregelt werden, dass keine Preise jenseits von Gut und Böse verlangt werden dürfen.“

Die Geschäftsführerin treibt auch die Sorge um, dass die laufende Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes dazu führt, dass der Arbeitsbereich für Menschen mit Behinderungen „abschmiert“. Es werde ein „bürokratisches Monstrum“ zur Dokumentation von Personalleistungen aufgebaut, das an der Realität vorbeigehe, sagte Henningsen. Der Arbeitsbereich sei nicht mehr verlässlich plan- und finanzierbar. „Mitarbeiter werfen frustriert das Handtuch.“

Erfreulich hingegen sei der Aufbau neuer betreuter Wohngruppen für die Jugendhilfe in Gießen und die Eröffnung eines Hauses für obdachlose Menschen mit psychischen Erkrankungen in Mainz. Was 1849 mit der Eröffnung eines „Rettungshauses für gestrauchelte Jungen“ durch engagierte Christen in Hähnlein begann, ist zu einem diakonischen Träger gewachsen, der zwischen Gießen und Alzey rund 50 soziale Einrichtungen vereint. In der Altenpflege, der Hilfe für Menschen mit Behinderungen, der Kinder- und Jugendhilfe, der Hilfe für Menschen in sozialen Notlagen und dem Hospiz werden mehr als 9.000 Menschen betreut.