Das katholische Hilfswerk Missio mahnt in der aktuellen Debatte über Europas Sicherheit an, den Schutz von Frauen und Mädchen in Kriegen weltweit nicht aus dem Blick zu verlieren. „Die Europäische Union und die kommende Bundesregierung kündigen an, gemeinsame militärische Anstrengungen für unsere Sicherheit zu verstärken“, sagte Pfarrer Dirk Bingener, Präsident des Hilfswerkes, am Samstag in Aachen. Doch zur Verantwortung für eine neue globale Sicherheitsarchitektur gehöre auch, die internationalen Regeln zum Schutz von Frauen und Mädchen im Krieg umzusetzen. Auch dafür müsse Geld in die Hand genommen werden, forderte Bingen anlässlich des Weltfrauentages (8. März).
Frauen und Mädchen litten mit am stärksten unter Kriegen und bewaffneten Konflikten, betonte Bingen. „Das erleben wir weltweit – in Myanmar, der Ukraine und auch im Ostkongo.“ Die internationale Staatengemeinschaft habe dieses Leid noch viel zu wenig im Blick, kritisierte er und verlangte die konsequente Umsetzung der vor 25 Jahren verabschiedeten Resolution des UN-Sicherheitsrates zum Schutz von Frauen und Mädchen in Kriegen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Diese ächtet sexualisierte Gewalt gegen Frauen als Kriegswaffe.
Diese Opfer von sexualisierter Gewalt erleiden laut Missio schwerste Traumata ohne die Möglichkeit einer psycho-sozialen Betreuung. Auch ein niedrigschwelliger Zugang zu Gesundheitseinrichtungen fehlt für die Frauen meist. „Oft organisieren sie Flucht und Unterbringung und tragen zugleich den enormen Stress, ihre Familien unter Lebensgefahr zusammenhalten und versorgen zu müssen“, berichtete Pfarrer Bingener aus Gesprächen mit Betroffenen auf Auslandsprojektreisen. Missio werde mit seinen Hilfen in Afrika und Asien auf den erhöhten Bedarf von Frauen und Mädchen in Krisenregionen reagieren, kündigte er an.
Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) sind von den derzeit weltweit bis zu 60 gezählten bewaffneten Auseinandersetzungen schätzungsweise rund 1,5 Milliarden Menschen direkt oder indirekt betroffen. Die Zahl der getöteten oder vergewaltigten Frauen hat sich dabei von 2022 auf 2023 laut UN verdoppelt. Zudem sind 60 bis 70 Prozent der vor Krieg und Gewalt geflüchteten Menschen weiblich, wie es hieß.