Das katholische Hilfswerk Missio hat zwei Frauenrechtlerinnen für ihren Einsatz gegen Genitalverstümmelung und gegen Gewalt an Frauen geehrt. Der diesjährige Pauline-Jaricot-Preis ist am Sonntag an Rakieta Poyga aus Burkina Faso und an die Ordensschwester Lorena Jenal aus Papua-Neuguinea verliehen worden, wie Missio in Aachen mitteilte.
Poyga gründete den Angaben nach in Burkina Faso 1998 den Verein „Bangr-Nooma“ – „Es gibt nichts Besseres als Wissen“, und setzt sich seitdem für die Verbesserung der Rechte und den Schutz von Frauen und Mädchen ein. Das Ziel: Kein Mädchen soll mehr beschnitten werden. Die Hauptaufgaben des Vereins seien die Beratung von betroffenen Frauen und Mädchen sowie die Suche nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten für Beschneiderinnen, erklärte Missio.
Poyga wurde in eine muslimische Familie geboren und besuchte christliche Schulen. Sie absolvierte ein Studium der Wirtschaftswissenschaften in der DDR und in West-Berlin und kehrte 1994 nach Burkina Faso zurück. Bei der Geburt ihrer ersten Tochter, die lebensbedrohlich verlief, habe sie bemerkt, dass sie selbst als Kind beschnitten wurde.
Die gebürtige Schweizerin Lorena Jenal erhält die Auszeichnung für ihr Lebenswerk. Jenal lebt seit mehr als vier Jahrzehnten auf Papua-Neuguinea und gehört zur Ordensgemeinschaft der Baldegger Schwestern. Mit dem Ehrenpreis würdige Missio die Franziskanerin Jenal für ihre Arbeit im Hochland von Papua-Neuguinea, hieß es. Dazu zähle ihr Engagement als Leiterin des Familienapostolats in der Diözese Mendi, ihr Einsatz für Frauen in einer von häuslicher Gewalt geprägten Gesellschaft und ihr Engagement gegen den in Papua-Neuguinea seit Jahren erstarkenden Hexenwahn. Schwester Lorena betreute unter anderem eine Überlebende eines Hexenprozesses, die nach jahrelanger Traumaarbeit wieder in ein normales Leben zurückfand.
Mit dem Preis erinnert Missio an Pauline Jaricot (1799-1862). Sie gilt als Ideengeberin für die Gründung einer Sammel- und Missionsvereinigung in Lyon. Anlässlich der Seligsprechung Jaricots am 22. Mai 2022 in Lyon lobte Missio erstmals den gleichnamigen Preis aus.
Mit dem Preis werden Frauen in Afrika, Asien oder Ozeanien ausgezeichnet, die aus der Haltung der Nächstenliebe neue Wege gehen, um andere zu unterstützen. Der Preis ist mit jeweils 5.000 Euro dotiert.