Missbrauchsopfer wünschen sich mehr Unterstützung von der Kirche

Betroffene sexuellen Missbrauchs innerhalb der Evangelischen Landeskirche in Württemberg wünschen sich laut einer Umfrage mehr Unterstützung. Finanziell variierten die Forderungen zwischen einmaligen Zahlungen in Höhe von bis zu 300.000 Euro bis hin zu einer lebenslangen monatlichen Rente von 300 bis 400 Euro, sagte Ursula Kress, Beauftragte für Chancengleichheit im württembergischen Oberkirchenrat, am Freitag vor dem in Stuttgart tagenden Kirchenparlament.

Wie Kress weiter sagte, liegen bereits erste juristische Forderungen über Betreuer von Betroffenen vor. Eine belaufe sich auf 100.000 Euro, eine andere auf 300.000 Euro. Der Direktor im Evangelischen Oberkirchenrat der württembergischen Landeskirche, Stefan Werner, habe den Betroffenen unterdessen bereits eine weitere pauschale Anerkennungsleistung von 5.000 Euro zugesagt, so Kress. Die Auszahlung solle im Dezember erfolgen. Dafür seien rund 900.000 Euro aus Rücklagen nötig.

Zudem seien die Opfer sexuellen Missbrauchs innerhalb der Kirche bei einem Betroffenenforum im November darüber informiert worden, dass die Landeskirche bei begründeten Notfällen oder Therapie weitere Unterstützungsleistungen von bis zu 10.000 Euro pro Person gewähre. Kress: „Nur ein kleiner Teil der Betroffenen hat bisher davon Gebrauch gemacht.“

Bislang hätten knapp 90 Prozent der Kirchenbezirke eine Arbeitsgruppe, die das Schutzkonzept gegen sexuellen Missbrauch in Teilen schon erarbeitet hat, sagte Miriam Günderoth von der Projektstelle Prävention. Auf die fehlenden Kirchenbezirke werde man im Laufe des ersten Quartals 2024 zugehen. Zudem hätten fast alle Pfarrerinnen und Pfarrer in diesem oder im vergangenen Jahr eine Grundlagenschulung nach dem Konzept von „Hinschauen – Helfen – Handeln“ besucht.

Problematisch ist nach Worten von Ursula Kress die Ausstattung der Fachstelle zum Umgang mit sexualisierter Gewalt. Gegenwärtig umfasse sie 1,35 Stellen. Das genüge nicht, um die Vielfalt der Themen und Aufgaben zu bewältigen. Es brauche Mittel, um die Fachstelle aufzustocken, so Kress.

Die Landessynode ist das Kirchenparlament für rund 1,8 Millionen Protestanten in Württemberg. Bis Samstag befasst sie sich bei ihrer Herbsttagung unter anderem mit den kirchlichen Finanzen, den Konsequenzen aus der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Menschenrechtssituation von Christen weltweit. (2883/01.12.2023)

Internet: Infos zur Herbstsynode: http://u.epd.de/2t7v