Sexueller Missbrauch durch Kleriker wird von Land zu Land anders wahrgenommen. Bestrafung und Aufarbeitung stehen in Italien noch am Anfang. Für internationale Opfer-Verbände ist das nicht akzeptabel.
Eine Kultur des Wegschauens und der weitgehenden Straflosigkeit für katholische Geistliche in Italien haben Sprecher von Missbrauchsopfern aus mehreren Ländern beklagt. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Rom warfen Mitglieder des internationalen Netzwerks “Ending Clergy Abuse” (Missbrauch durch Kleriker beenden) mehreren Kardinälen vor, Missbrauchstäter weiterhin nicht konsequent genug zu verfolgen. Unter den sieben Sprechern, die nach eigenen Angaben missbraucht wurden, waren zwei Italiener.
Matthias Katsch, Mitorganisator der Veranstaltung aus Deutschland, kritisierte, dass Papst Franziskus zwar schärfere Kirchengesetze erlassen habe, sie würden aber nur unvollständig umgesetzt. Auch der Papst selbst distanziere sich nicht klar genug von Bischöfen, die Missbrauch durch Kleriker in ihrem Bistum vertuscht hätten. In Italien, wo mehr Geistliche lebten als in jedem anderen Land Europas, werde sich entscheiden, ob die katholische Kirche die Wende in ihrem Umgang mit Missbrauchstaten schaffe.
Die Betroffenen-Sprecher äußerten sich anlässlich des bevorstehenden katholischen Weltkindertags in Rom. Am 25. und 26. Mai werden bis zu 100.000 Jungen und Mädchen aus 100 Ländern in Rom erwartet, die meisten von ihnen kommen aus Italien. Höhepunkt ist ein Gottesdienst mit Papst Franziskus am Sonntag.