Bischof Meister räumt Fehler ein, will aber im Amt bleiben

Trotz Versäumnissen seiner Kirche im Umgang mit Missbrauchsfällen will Hannovers Landesbischof Ralf Meister im Amt bleiben. Einen Rücktritt lehne er ab, erklärte der Theologe.

Landesbischof Ralf Meister äußert sich zum Gutachten zu Missbrauchsfällen in der Kirchengemeinde Oesede bei Osnabrück (Archivbild)
Landesbischof Ralf Meister äußert sich zum Gutachten zu Missbrauchsfällen in der Kirchengemeinde Oesede bei Osnabrück (Archivbild)epd-bild / Jens Schulze

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat Fehler im Umgang mit sexualisierter Gewalt in der Landeskirche Hannovers eingeräumt, einen Rücktritt aber abgelehnt. „Ich habe nach Abwägung und Gewissensprüfung entschieden, im Dienst zu bleiben“, sagte Meister in Hannover. Der 62-Jährige ist seit 2011 hannoverscher Landesbischof.

Meister stellte die bisherigen Bemühungen der Landeskirche um Aufarbeitung heraus, sprach aber zugleich von Versäumnissen: „Ich habe mit dazu beigetragen, dass Betroffene weiterhin nicht angemessen gehört wurden.“ Er habe bereits begonnen, Gespräche mit Betroffenen zu führen und stehe weiter für Gespräche bereit.

Landeskirche sieht sich schweren Anschuldigungen konfrontiert

Meister reagierte auf eine im Februar veröffentlichte Studie zu mehreren Fällen sexualisierter Gewalt in Oesede bei Osnabrück zwischen 1973 und 1977. In der dortigen evangelischen Kirchengemeinde hatte ein angehender Diakon mindestens acht Kinder missbraucht. Eine unter dem Pseudonym Lisa Meyer auftretende Betroffene meldete sich 2010 erstmals bei der Landeskirche und drängte ab 2020 weiter auf die Aufarbeitung ihres Falles. Sie wirft der Landeskirche schwere Versäumnisse, Verschleppung und Fehleinschätzungen vor.

Laut der Studie, die von der Landeskirche in Auftrag gegeben worden war, hatte der damalige Pastor von Oesede in den 70er Jahren die von Eltern geäußerten Verdächtigungen vertuscht. Die Studienautoren werteten das Verhalten der Landeskirche nach 2010 als schweres Versäumnis, weil deswegen eine zeitnahe Aufarbeitung unterblieben sei. Die leitenden Theologen hatten damals auf die Verjährung der Taten verwiesen. Als die Betroffene ab 2020 die Aufarbeitung weiter vorantrieb, waren der frühere Diakon und der Pfarrer bereits gestorben.

Bischof Meister wirbt für Veränderungen

Bischof Meister gab bekannt, dass die landeskirchliche Fachstelle für Sexualisierte Gewalt personell aufgestockt und direkt dem Präsidenten oder der Präsidentin des Landeskirchenamtes unterstellt werden soll. Zudem habe sich die Landeskirche bereits im Dezember dazu verpflichtet, bis März 2025 eine Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission für Niedersachsen und Bremen zu bilden.