Missbrauchsbetroffene: Landesbischof Meister muss zurücktreten

Erneut steht der hannoversche Landesbischof Meister in der Kritik wegen seines Umgangs mit Missbrauchsfällen. Betroffene fordern in einem offenen Brief seinen Rücktritt. Am Freitag wird es eine Debatte zum Thema geben.

Missbrauchsbetroffene fordern den Rücktritt des evangelischen hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister. “Landesbischof Meister hat die Bedeutung des Themas sexualisierte Gewalt nicht erkannt”, schreiben sie in einem am Mittwoch in Hannover veröffentlichten Brief an den Bischof und die Landessynode. “So ein Versagen gefährdet Betroffene, die in der Vergangenheit sexualisierte Gewalt in der Kirche erleben mussten. Es gefährdet auch Kinder und Jugendliche, die heute kirchliche Angebote wahrnehmen, weil Strukturen von Gewalt nicht erkannt und nicht aufgeklärt werden.” Bereits am Dienstag hatten mehr als 200 Pastoren, Diakone und weitere Mitarbeiter der hannoverschen Landeskirche den Umgang der Kirchenleitung mit Missbrauchsfällen kritisiert.

Meister hatte im März persönliche Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen eingeräumt, einen Rücktritt jedoch abgelehnt. Kurz zuvor war eine Studie veröffentlicht worden, die schwere Versäumnisse der Landeskirche im Umgang mit Missbrauchsfällen in Oesede bei Osnabrück belegte. Die betroffene Kirchengemeinde sei auch nach 2020 nicht ausreichend vom Landeskirchenamt unterstützt worden, hieß es darin. Schon damals forderte eine Betroffene, deren Fall in der Studie untersucht wurde, den Rücktritt Meisters.

In dem nun veröffentlichten Brief schreiben die Betroffenen, sie seien von der Landeskirche immer wieder “unprofessionell und unempathisch” behandelt worden. So würden von der 2021 neu aufgestellten Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt Mails nicht oder nur schleppend beantwortet; Betroffenen werde immer noch nicht geglaubt; bekannte Täter blieben weiterhin im Dienst.

Der Brief ist unterzeichnet von Dörte Münch, Horst E., Kerstin Krebs und Katharina Kracht. Sie sprechen nach eigenen Angaben stellvertretend für die Initiative “Sexualisierte Gewalt in der Landeskirche Hannovers: Meisterhafte Vertuschung beenden!”

Das Parlament der hannoverschen Landeskirche, die Landessynode, will sich am Freitag mit Missbrauch beschäftigen. Dann soll es einen Themenschwerpunkt zu “Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Landeskirche” geben. Als Rednerin wird unter anderem Nancy Janz, eine der Sprecherinnen der Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erwartet.