Missbrauch: Schutzkonzepte in Gemeinden bis Ende 2025 gefordert
Das Thema „Sexualisierte Gewalt“ muss nach Überzeugung der Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski noch mehr an der Kirchenbasis ankommen. Bis Ende 2025 sollten in allen Kirchengemeinden Schutzkonzepte vorliegen, sagte sie bei einer Diskussionsrunde am Montagabend in Würzburg. Das Thema müsse noch präsenter werden in den Kirchengemeinden. Nur so sei ein sensibler Umgang damit möglich. Einige Dekanate seien da schon weit, andere wiederum hätten sich noch gar nicht mit dem Umgang mit sexualisierter Gewalt befasst.
Zudem forderte Bornowski, dass Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Diakone und Religionspädagogen künftig bereits in ihrer Ausbildung für das Thema „Sexualisierte Gewalt“ sensibilisiert würden. Dabei sollten sie unter anderem lernen, wo Grenzen seien im Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Durch Bildung könne das Einfallstor der sexualisierten Gewalt kleiner gemacht werden, zeigte sie sich überzeugt.
Der Sprecher des Beteiligungsforums Sexualisierte Gewalt (BeFo) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Detlev Zander, ermutigte die Kirche, ihren Weg fortzuführen. Die bayerische Landeskirche sei da schon sehr weit. Aber ohne die Gemeinden vor Ort, in denen der sexuelle Missbrauch passiere, seien Prävention und Intervention nicht zu schaffen. Wenn man mit Betroffenen zu tun habe, „dann begegnen Sie ihnen als Menschen, haben Sie keine Angst“, sagte Zander.
Zugleich warnte er die Kirche davor, Betroffenen von sexualisierter Gewalt – wie oftmals geschehen – zu raten, den Tätern zu vergeben. „Das ist ein erneuter Übergriff. Ich entscheide, was ich tue. Wir sprechen hier von Verbrechen. Es gibt Dinge, die kann man nicht entschuldigen“, stellte Zander klar. Damit müsse die Institution Kirche leben.
Ende Januar hatte ein Forscher-Team die ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt im Raum der evangelischen Kirche und der Diakonie vorgestellt. Darin ist von mindestens 2.225 Betroffenen und 1.259 mutmaßlichen Tätern die Rede. Die Forscher gehen aber von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus. Die bayerische Landeskirche hatte 129 beschuldigte Personen und 226 Taten für den Zeitraum 1917 bis 2020 für die Studie identifiziert. (01/3059/15.10.2024)