Friedensnobelpreisträgerin Murad enthüllt Skulptur

Anlässlich des bevorstehenden 10. Jahrestages des Völkermordes an den Jesiden hat die Friedensnobelpreisträgerin Nadia Murad am Mittwoch in der Stuttgarter Staatsgalerie im Beisein von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) eine Skulptur enthüllt. Damit solle auf die Notlage der Überlebenden von sexueller Gewalt in Konflikten aufmerksam gemacht werden, sagte sie. Am 3. August 2014 hatte der Genozid an der jesidischen Minderheit im Nordirak begonnen.

Die Skulptur zeigt eine Mutter und ihre Kinder, die mit der Waage der Gerechtigkeit verbunden sind. Das mobile Kunstwerk soll ein Jahr lang durch Europa reisen. Die Organisation „Nadia’s Initiative“ engagiert sich für den Wiederaufbau von Gemeinschaften in Krisengebieten und setzt sich weltweit für Überlebende sexueller Gewalt ein.

Ministerpräsident Kretschmann bezeichnete es angesichts der Verbrechen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) an den Jesiden als „zynisch“, dass Islamisten auch in Deutschland für die Errichtung eines Kalifats demonstrierten: „Die Freiheiten der Demokratie genießen, aber für eine religiös verbrämte Diktatur auf die Straße gehen – das geht gar nicht.“ Derartige Demonstrationen zeigten, dass die Demokratie Gefahren von innen wie von außen ausgesetzt sei.

Murad selbst war 2014 im Irak vom IS verschleppt worden. Später kam sie zusammen mit 1.000 jesidischen Frauen und Kindern im Rahmen eines Sonderkontingents nach Baden-Württemberg. Seitdem engagiert sich als UN-Sonderbotschafterin für die Opfer von Menschenhandel und sexueller Versklavung. 2018 erhielt sie für ihr Engagement den Friedensnobelpreis.

Das Jesidentum ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln bis 2.000 Jahre vor Christi Geburt zurückreichen. Sie nahm Glaubenselemente, Riten und Gebräuche westiranischer und altmesopotamischer Religionen sowie von Juden, Christen und Muslimen auf. Jesiden werden immer wieder verfolgt und diskriminiert. Im vergangenen Jahr erkannte der Bundestag die Gräueltaten des IS an den Jesiden als Genozid an.