Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer hat die Gedenkarbeit als „eine wesentliche Säule unserer politischen Bildung im Land“ bezeichnet. „Auch in Zukunft wollen wir an unseren landesweiten Gedenkstätten die Verbrechen der NS-Diktatur aufarbeiten und sichtbar machen“, erklärte er am Samstag bei der Erinnerungsfeier für die Opfer des Naziterrors im SS-Sonderlager/KZ Hinzert.
Die Gedenkfeier stehe für Verantwortung, Erinnerung und Mahnung. „Sie ist ein Zeichen für Menschlichkeit und eine wertvolle Tradition, die wir gemeinsam über die Grenzen hinaus jährlich leben“, unterstrich er. Schweitzer kündigte zudem an, auch „lebendige Orte jüdischen Lebens und Lebensorte anderer verfolgter Gruppen in Rheinland-Pfalz weiter fördern“ zu wollen.
Die Nationalsozialisten inhaftierten auf dem Gelände im rheinland-pfälzischen Hinzert zunächst ab Oktober 1939 straffällig gewordene Westwallarbeiter. Ab dem Sommer 1940 wurden Häftlinge aus Luxemburg, Belgien, Frankreich und den Niederlanden in das Lager gebracht. Es diente als sogenanntes Durchgangslager, bevor die Gefangenen in Konzentrationslager nach Buchenwald, Natzweiler oder Dachau deportiert wurden. Insgesamt wurden im Hinzerter KZ den Angaben zufolge nachweislich mindestens 321 Menschen ermordet oder starben durch den Lagerterror an Krankheit, Entkräftung oder Hunger.
Die stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, Sarah Scholl-Schneider, betonte, dass von 1939 bis 1945 insgesamt 10.000 Männer „unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert, nicht ausreichend ernährt, ihre Arbeitskraft rücksichtlos ausgebeutet, viele ermordet“ wurden. „Möglich machte das ein Unrechtsregime, das die Wahl- und Freiheitsrechte der Demokratie missbrauchte, um sie abzuschaffen und mit der Verfolgung Andersdenkender und aus der sogenannten Volksgemeinschaft herausdefinierter Personen ein Regime von Angst und Terror installierte“, erklärte sie. „Möglich machten das Tausende, die sich in den Dienst des Regimes stellten und Millionen, die wegsahen.“
Die Gedenkansprache hielt den Angaben zufolge der Minister für innere Angelegenheiten in der Regierung des Großherzogtums Luxemburg, Léon Gloden. Im Anschluss an die Gedenkfeier sollte um 14 Uhr eine Messe des luxemburgischen Freundeskreises der ehemaligen Hinzert-Häftlinge vor der Kapelle der Gedenkstätte folgen.