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Ministerin Schüle: Gedenkstätten wichtiger denn je

Brandenburgs Wissenschafts- und Kulturministerin Manja Schüle (SPD) hat angesichts eines Rechtsrucks in der Gesellschaft auf die wachsende Bedeutung der historischen Gedenkstätten zur NS-Zeit verwiesen. Die Arbeit der Gedenkstätten sei noch nie so wertvoll gewesen wie heute, sagte die Vorsitzende des Stiftungsrates der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten am Freitag in Oranienburg: „An den historischen Orten in Ravensbrück oder Sachsenhausen werden uns die grauenvollen Dimensionen des nationalsozialistischen Rassenwahns und Völkermordes vor Augen geführt.“

Schüle betonte auf der Jahrespressekonferenz der Stiftung, es mache sie traurig und wütend, dass seit dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres die Zahl der antiisraelischen Provokationen und antisemitischen Vorfälle in den brandenburgischen Gedenkstätten gestiegen sei. Konkrete Zahlen nannte sie nicht. Es seien allerdings bedeutend weniger Vorfälle als etwa in der Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar.

Die von Bund und Land Brandenburg getragene Stiftung hat in diesem Jahr einen Gesamthaushalt von knapp 9,265 Millionen Euro. Das sind rund 400.000 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Davon kommen knapp 4,49 Millionen Euro vom Bund.

Die stellvertretende Stiftungsdirektorin, Andrea Genest, verwies auf den steigenden Finanzbedarf. Die finanzielle Situation der insgesamt sieben historischen Gedenkstätten zur NS-Gewaltherrschaft, den sowjetischen Speziallagern und der politischen Strafjustiz der DDR sei weiterhin angespannt. Grund seien erhebliche Kostensteigerungen bei Energie, Wachschutz, Reinigung und den Tarifen für die Beschäftigten. Dies habe Auswirkungen auf die Bildungs- und Vermittlungsarbeit.

Allein im Bereich der Bewirtschaftung würden in diesem Jahr Mehrkosten von rund 400.000 Euro erwartet, sagte Genest weiter. Zudem seien die Tarife der freien Guides erhöht worden. Dies führe zu weiteren Mehrkosten von rund 40.000 Euro. Dieses Geld müsse an anderer Stelle eingespart werden.

Wegen fehlender Personalstellen in den Bildungsabteilungen der Gedenkstätten, fehlenden Räumlichkeiten und Honorarmitteln seien im vergangenen Jahr wieder zahlreiche Anfragen zu pädagogischen Angeboten, insbesondere von Schulklassen, abgelehnt worden. In der Gedenkstätte Sachsenhausen betraf dies mehr als ein Drittel der Anfragen (35 Prozent). Genest rechnet in diesem Jahr mit rund einer Million Euro an Drittmitteln für Projekte.

Die Besucherzahlen etwa in der Gedenkstätte und dem Museum Sachsenhausen konnten nach der Corona-Pandemie wieder gesteigert werden. Im vergangenen Jahr lagen sie bei rund 500.000 Gästen, davon rund ein Drittel aus dem Ausland. Ein Jahr zuvor waren es mehr als 355.000 Besucherinnen und Besucher.

In den kommenden 15 bis 20 Jahren stehen laut Stiftung Investitionen etwa in Gebäude und Ausstellungen in Höhe von insgesamt 150 Millionen Euro an. Diese müssten zum größten Teil aus Sondermitteln bestritten werden, sagte Schüle.

Am 18. März wird am historischen Sitz der Verwaltung aller KZ neben der Gedenkstätte Sachsenhausen die überarbeitete Ausstellung zur „Inspektion der Konzentrationslager“ eröffnet.