Ministerin Paus: “Alles tun, damit Missbrauch aufhört”

Erstmals treffen sich rund 200 Mitglieder des Nationalen Rats gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen persönlich in Berlin. Familienministerin Paus hat einen Gesetzentwurf mitgebracht – und einen Appell.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat zu weiteren gemeinsamen Anstrengungen im Vorgehen gegen Missbrauch aufgerufen. “Echte Fortschritte im Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen lassen sich nur gemeinsam erarbeiten”, sagte sie anlässlich des Treffens des Nationalen Rats gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen am Donnerstag in Berlin. Neben rund 200 weiteren Mitgliedern des Rats nahm unter anderen auch die unabhängige Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus an dem ersten persönlichen Treffen teil.

Kinder und Jugendliche erlebten “diese furchtbarste Form der Gewalt und des Missbrauchs oft dort, wo sie sich sicher fühlen”, sagte Paus laut Redemanuskript. Mehr als die Hälfte der erfassten Fälle ereigneten sich im geschützten Bereich des nahen sozialen Umfelds. “Wir müssen alles tun, damit das aufhört!”, mahnte die Ministerin.

Sie verwies auf das in der vergangenen Woche von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Gesetz für einen besseren Schutz von Kindern vor Missbrauch. Demnach soll künftig das Amt der Missbrauchsbeauftragten dauerhaft gesichert und aufgewertet werden. Auch will die Regierung einen Arbeitsstab sowie den Betroffenenrat und die unabhängige Aufarbeitungskommission gesetzlich verankern. Das Gesetz hole die Anliegen der Betroffenen dorthin, wo sie hingehörten: in die Mitte der Gesellschaft, so Paus. “Denn Gewalt und Missbrauch finden quer durch alle Gesellschaftsschichten statt – gehen uns also als Gesellschaft etwas an!”

Die Beauftragte Claus betonte zu dem Treffen des Nationalen Rates, dass dessen Empfehlungen und Positionen auch künftig dazu beitrügen, den Kampf gegen sexuelle Gewalt und deren Folgen weiter und auf allen Ebenen voranzubringen. Damit die Umsetzung von Prävention und Hilfen vor Ort flächendeckend gelingen könne, sei es wichtig, “konsequent ressortübergreifend zusammenzuarbeiten”. Nur so könnten Rahmenbedingungen entstehen, in denen sich Fachkräfte besser qualifizierten und inklusive Angebote weiter ausgebaut würden.

Der Nationale Rat war 2019 von der damaligen Familienministerin Franziska Giffey (SPD) und dem früheren Missbrauchsbeauftragten Johannes-Wilhelm Rörig eingerichtet worden. Der Rat soll ein Forum für Dialog und Zusammenarbeit von Vertretern aller staatlichen Ebenen sowie von Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Fachpraxis bieten.