In Deutschland wächst nach Ansicht der islamischen Gemeinschaft Milli Görüs der Druck auf Muslime. Das zeigten unter anderem die aktuellen Debatten über Extremismus und den Krieg in Nahost, sagte Generalsekretär Ali Mete am Wochenende der “Neuen Osnabrücker Zeitung”.
“Von uns wird nicht nur erwartet, dass wir uns nach jedem Terrorakt distanzieren, sondern auch von Regierungen, von Personen, von Standpunkten, die als muslimisch motiviert gelesen werden” beklagte Mete. “Muslimen wird unterstellt, sie hätten eine Nähe zu solchen Taten oder würden sie insgeheim begrüßen.” Das nähre Vorurteile.
“Wenn man davon ausgeht, Muslime dächten und handelten aufgrund ihres Glaubens alle gleich, spricht man ihnen ihre Individualität ab und nimmt sie in Sippenhaft”, so Mete weiter. “Dieses Denken ist gefährlich und sollte mit Blick auf die deutsche Geschichte längst überwunden sein.”
Islamfeindlichkeit und Antisemitismus sind nach den Worten des Milli-Görüs-Generalsekretärs “zwei Seiten derselben hässlichen Medaille”. Dabei handele es sich nicht um eine Erfindung von Muslimen oder Juden und auch nicht um einen Import, wie oft behauptet werde. “Der allergrößte Teil ist hausgemacht und kommt von Rechten beziehungsweise Rechtsextremisten.” Wo es Angriffe auf Synagogen gebe, seien auch Moscheen gefährdet. Dennoch komme Antisemitismus auch unter Musliminnen und Muslimen vor, “ähnlich wie in allen Bereichen der Gesellschaft”, so Mete.
Die Gemeinden von Milli Görüs förderten daher Begegnungen zwischen Juden, Christen und Muslimen und versuchten, gegenseitiges Verständnis zu vertiefen; “etwa in unseren Predigten, unserer Jugend- und Bildungsarbeit”, erläuterte Mete. “Es kann keine Feindschaft gegen eine Religion und keinen Krieg im Namen einer Religion geben.”
Dessen ungeachtet wirkten sich internationale Konflikte auch auf die Religionsgemeinschaften in Deutschland aus, räumte Mete ein. In solchen Zeiten sei selbstverständlich”, dass man sein Beileid ausspricht und solidarisch ist, wenn einem Hass entgegentritt oder Gotteshäuser angegriffen werden”; und zwar ohne mit zweierlei Maß zu messen und Anteilnahme von Religion oder Herkunft abhängig zu machen. – Milli Görüs unterhält laut Angaben von Mete bundesweit mehr als 400 Moscheen.