Militärbischof: Nicht an neue Gewaltmechanismen durch KI gewöhnen

Töten für den Frieden? So tragisch das sei, gehöre es doch beim Einsatz von Waffengewalt dazu, sagt der katholische Bischof Franz-Josef Overbeck. Zugleich warnt er vor den Gefahren automatischer Waffensysteme.

Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck warnt davor, sich an neue Gewaltmechanismen zu gewöhnen, die durch Künstliche Intelligenz (KI) möglich werden. Bei automatisierten Vorgängen müssten dieselben moralischen Prinzipien und völkerrechtlichen Regelungen eingehalten werden wie bei herkömmlichen Waffensystemen, mahnte Overbeck in einem Vortrag vor der deutschen Sektion der vatikanischen Sozialstiftung Centesimus Annus Pro Pontifice in Essen.

Waffensysteme ohne menschliche Steuerung hätten “die ethisch und völkerrechtlich unannehmbare Konsequenz, dass es niemanden geben könnte, der sich für Kriegsverbrechen verantwortlich wissen müsste”, so Overbeck in dem am Mittwoch veröffentlichten Vortragsmanuskript. Der Mensch dürfe jedoch der Frage, was richtig oder falsch ist, nicht ausweichen. Gerechter Friede könne nur dort entstehen, wo Menschen aus ihrem Innersten heraus handelten.

Overbeck räumte ein, dass KI-gesteuerte Systeme auch Chancen böten. Beispielsweise müssten sich weniger Menschen auf dem Schlachtfeld einer direkten Gefahr aussetzen. Auch taktisch seien neue Systeme zweckmäßiger und zielführender. “Ihre Anwendung kann Auseinandersetzungen verkürzen und auch sonst zu hilfreichen und erwünschten Wirkungen beitragen”, so der Bischof von Essen. Zugleich sei diese Effizienz jedoch auch um den Preis erkauft, dass Menschenleben zu einem Element von vielen bei kriegstaktischen Berechnungen würden. Ob KI Friedenschancen eröffne oder Ursache für unsägliches Leid sei, hänge “wesentlich von der Ethik des Menschen ab, der sich der Technik bedient”.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagte Overbeck: “Es klingt vielleicht paradox, aber ein gerecht handelnder Soldat muss durch sein Kämpfen Frieden stiften wollen.” Dabei komme es im Krieg auch zu der tragischen Situation, “dass ein Soldat töten muss, um Frieden zu stiften”.