Artikel teilen:

Migrationsforscher kritisiert Rückkehrforderungen nach Syrien

Zahlreiche Syrer leben bereits seit einem Jahrzehnt in Deutschland und fühlen sich stark mit ihrem Ankunftsland verbunden. Ein Historiker fordert deshalb, die Bindungen weiter zu stärken.

Nach dem Umsturz in Syrien hält Historiker und Migrationsforscher Jochen Oltmer eine große Rückkehrwelle syrischer Flüchtlinge aus Deutschland in ihre Heimat für unwahrscheinlich. “Die Zahl sollte man nicht überschätzen. Alle Erfahrungen zeigen, dass geflüchtete Menschen sehr viele Bindungen in ihre Ankunftsgesellschaft entwickeln”, sagte er der “Augsburger Allgemeinen” (Donnerstag).

So seien im Jahr 2023 40 Prozent der Eingebürgerten Syrer gewesen. “Diese Menschen sehen Deutschland als ihre neue Heimat. Rückkehrdebatten wie die aktuelle sind oft unnötig und verunsichern diejenigen, die sich längst integriert haben”, so Oltmer, der an der Universität Osnabrück lehrt.

Der Migrationsforscher weiter: “Wir sollten syrische Geflüchtete als festen Teil unserer Gesellschaft anerkennen. Unternehmen, Schulen und Kommunen haben viel in die Integration investiert.” Es sei kontraproduktiv, diese Erfolge durch Rückkehrforderungen zu gefährden. “Stattdessen sollten wir die Potenziale dieser Menschen nutzen und die Bindungen weiter stärken – das ist langfristig der beste Weg für alle Beteiligten.”