Migrationsforscher: Hohe Sozialleistungen sind Treiber für illegale Einwanderung

Sozialleistungen seien kein Pull-Faktor? Migrationsforscher Luft stellt diese Behauptung in der Migrationsdebatte infrage. Gleichzeitig rügt er die Forschung für ihre stark ideologische Ausrichtung.

Die Versprechen der Bundesregierung, illegale Zuwanderung einzudämmen, hält Migrationsforscher Stefan Luft für Lippenbekenntnisse
Die Versprechen der Bundesregierung, illegale Zuwanderung einzudämmen, hält Migrationsforscher Stefan Luft für LippenbekenntnisseImago / BildFunkMV
Der Migrationsforscher Stefan Luft hält die hohen Sozialleistungen für Migranten in Deutschland für einen Treiber der illegalen Einwanderung. «Wer behauptet, dass die Attraktivität des Lebensstandards und der Rechtsansprüche auf Sozialleistungen sowie Bleiberechte keine Anreizwirkung haben, muss Migranten für völlig dumm halten», sagte Luft der Zeitung Die Welt. Zudem schaffe Migration weitere Migration nach dem Prinzip der Kettenwanderung. „In diesen Netzwerken spricht sich herum, dass es in den Ländern unterschiedliche Chancen auf Anerkennung, wirtschaftlichen Erfolg und auch staatliche Transferleistungen gibt“, so Luft, der an der Uni Bremen lehrt.
In der deutschen Migrationsdebatte wird immer wieder bestritten, dass die hohen Sozialleistungen in Deutschland als Magnet der illegalen Einwanderung, als sogenannter Pull-Faktor wirken, so auch von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).

Kolonialismus: eine Art Erbschuld des Westens

Der Migrationsforschung in Deutschland bescheinigt Luft eine „starke ideologische Ausrichtung“. Dazu gehöre die Überzeugung, dass Migration der Normalfall sei und sich nicht staatlich reglementieren lasse. „Eine dritte verbreitete Annahme ist, dass der Kolonialismus eine Art Erbschuld des Westens sei.“ Demnach würden die westlichen Staaten für die Schwierigkeiten in den Herkunftsländern der Einwanderer verantwortlich gemacht. Migration sei die Folge, die hinzunehmen sei.

Sieht Zuwanderung kritisch

Den Glauben an eine diverse Durchmischung der Gesellschaft durch Zuwanderung sieht der Migrationsforscher kritisch: „Theoretisch könnte das so sein, aber praktisch geht starke Zuwanderung oft mit einer sogenannten Unterschichtung einher, es bilden sich mehr Stadtteile oder Schulklassen, in denen sich bestimmte ethnokulturelle Gruppen sammeln und den öffentlichen Raum zunehmend dominieren.“ Wer es sich leisten könne, ziehe dann in andere Stadtteile oder schicke seine Kinder auf weiter entfernte Schulen.