Michel für Barrierefreiheit ausgezeichnet

Als einzige Kirche im Norden bekommt dier Michel das Siegel „Reisen für Alle“. Doch die Angebote für Menschen mit Behinderung stoßen an Grenzen.

Petra Dirscherl / pixelio

Hamburg. Die Hamburger Hauptkirche St. Michaelis (Michel) ist für ihre Angebote für Gehbehinderte, Blinde und Gehörlose zertifiziert worden. Krypta und Kirchenschiff sind barrierefrei, dafür gab’s das Siegel "Reisen für Alle". An der Möglichkeit, Gehbehinderten den Turmbesuch zu ermöglichen, werde noch gearbeitet, sagt Michel-Geschäftsführer Thorsten Schulze. Die bundesweite Kennzeichnung des Deutschen Seminars für Tourismus (DSFT) und des Vereins "Tourismus für Alle Deutschland" wurde bisher an 28 Hamburger Betriebe vergeben. Darunter ist der Michel bisher die einzige Kirche in Norddeutschland. 
Denkmalschutz und Barrierefreiheit passen nicht immer gut zusammen, weiß Schulze. Dennoch sei es der Gemeinde ein großes Anliegen, die beliebte Kirche für möglichst viele Besucher zugänglich zu machen: "Das Hauptportal mit seinen Stufen können wir nicht rollstuhlgerecht umbauen, da macht uns der Denkmalschutz einen Strich durch die Rechnung", so Schulze. Doch dank verschiedener Seiteneingänge sei der Zugang ins Kirchenschiff und in die Krypta für gehbehinderte Menschen und Eltern mit Kinderwagen problemlos möglich.

Zum Fahrstuhl führen nur Stufen – noch

Der Turm kann bisher nicht stufenlos erreicht werden. "Denn zum Fahrstuhl führen 52 Stufen", sagt Schulze. Bisher sei noch keine Lösung gefunden worden, die der Denkmalschutz zulässt. "Aber wir arbeiten noch daran."  Auf blinde und gehörlose Besucher ist der Michel besonders eingestellt: Bei Bedarf bieten die Kirchenführerinnen eine individuelle, stärker beschreibende Führung an. Und in der Krypta können Gehörlose einen Audio-Guide nutzen. 
Für die verschiedenen Maßnahmen bekam der Michel in diesem Jahr das Zertifikat "Reisen für Alle". Die anderen Hauptkirchen in der Hamburger Innenstadt sollen Anfang 2016 folgen. Bisher sind in der Hansestadt vor allem Gaststätten, Hotels und Theater zertifiziert, bis Mitte Januar sollen es insgesamt 75 Betriebe sein.
Thorsten Schulze betont, wie wichtig das Thema Barrierefreiheit für den Michel sei. "Die Nachfrage ist einfach da – sowohl von touristischen Besuchern als auch von Gottesdienst- und Konzertgästen und Mitgliedern unserer Gemeinde." Im Laufe des nächsten Jahres soll eine App entwickelt werden, die mit moderner Technik ergänzende Informationen liefert. "Beschreibungen in leichter Sprache, mit größeren Buchstaben oder als Audio-Datei lassen sich dann auf dem Mobiltelefon während des Besuchs abrufen", erklärt der Michel-Chef. (epd)