Michel Friedman fühlt sich „bedrohter als sowieso schon immer“

Der Publizist Michel Friedman fühlt sich als Jude in Deutschland akut bedroht. „Bedrohter als sowieso schon immer“, sagte er der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag). Der Antisemitismus aus der rechten Szene werde ergänzt von der radikalisierten Gewalt extremer Muslime und von Linksextremisten, die sich mit anti-imperialistischen Theorien an den aktuellen Konflikt in Nahost dranhingen.

„Die alltägliche Begegnung wird riskanter“, sagte Friedman. Wenn man deutschen Bürgern den Rat gebe, sich nicht als Juden erkennbar zu zeigen, sei das ein Offenbarungseid. „Wenn man sich als Jude nicht mehr in allen Teilen Deutschlands frei bewegen und etwa eine Kippa tragen kann, dann sind wir nah am Ghetto-Leben“, sagte der 67 Jahre alte Jurist aus Frankfurt am Main.

Es gehe derzeit nicht nur um Solidarität mit den Jüdinnen und Juden, sondern um das Einstehen für Demokratie und Freiheit. „Wenn die Prinzipien funktionieren, kann ich als Jude entspannt in jeder Straße spazieren gehen. Wenn ich das nicht mehr kann, kann die Mehrheitsbevölkerung es bald auch nicht mehr“, sagte Friedman.