MHH-Projekt: Klärung von Todesursachen soll Leben retten
Eine Forscher-Kooperation unter Beteiligung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) will mit einem neuen Projekt genetische Diagnostik und Beratung für Angehörige von unerwartet verstorbenen Kindern und Jugendlichen in die Regelversorgung bringen. Wenn ein Kind an einer ungeklärten Todesursache sterbe, sei für Angehörige neben dem Schmerz des Verlustes vor allem Ungewissheit belastend, teilte die MHH am Donnerstag mit. So bleibe etwa die Frage, ob das Kind an einer erblich bedingten Ursache gestorben sei, die auch nahe Verwandte betreffen könnte.
Unklare Todesursachen würden hierzulande bislang nur selten erfasst und meist auch nicht weiter diagnostisch aufgearbeitet, auch weil die Leistungen nicht von den Krankenkassen bezahlt werden, hieß es. Dass eine sogenannte molekulare Autopsie auch lebensrettende Prävention sein könne, hätten die Mediziner bereits nachgewiesen, sagte die Ärztin Corinna Hendrich. So sei bei einem plötzlich verstorbenen Jugendlichen die genetische Veranlagung für lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen entdeckt worden. „Diese Genveränderung fanden sich auch bei der Mutter des Verstorbenen, die daraufhin nun kardiologisch betreut wird.“
„Wir möchten die Möglichkeiten schaffen, um Familien verstorbener Kinder fachübergreifend zu betreuen“, sagte die Genetikerin Anke Bergmann. Dafür sei eine interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig, die die Bereiche Neonatologie, Kinderheilkunde, Pathologie, Rechtsmedizin, Humangenetik, Rettungsdienst, Polizei, Staatsanwaltschaft, Psychologie und Psychotherapie einschließe.
An dem Projekt beteiligt sind auch die Kinderklinik der LMU München, der Universitätsmedizin Mainz, das Universitätsklinikum Frankfurt und die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf. Die hannoversche Appenrodt-Stiftung fördert das Vorhaben mit 50.000 Euro für zunächst ein Jahr.