Mexiko: Verdächtiger im Fall verschwundener Studenten freigesprochen

War eine ehemaliger Bürgermeister daran beteiligt, dass vor sieben Jahren 43 Studenten verschwanden? Nein, sagt ein Gericht. Doch der Mann bleibt in Haft.

Im November 2014 halten Demonstranten Porträts der verschwundenen Studenten hoch
Im November 2014 halten Demonstranten Porträts der verschwundenen Studenten hochImago / Xinhua

Einer der Hauptverdächtigen im Fall der 43 verschleppten mexikanischen Studenten ist freigesprochen worden. Es gebe keine tragfähigen Beweise dafür, dass der ehemalige Bürgermeister der Stadt Iguala, José Luis Abarca, am Verschwinden der Lehramtsanwärter im September 2014 beteiligt gewesen sei, beschied ein Gericht in Mexiko-Stadt laut lokalen Medienberichten. Das Gericht bestätigte damit das Urteil einer niedrigeren Instanz vom vergangenen September. Die Entscheidung kann juristisch nicht mehr angefochten werden.

Abarca bleibt jedoch im Gefängnis, weil er wegen der Verschleppung von sechs Landaktivisten zu 92 Jahren verurteilt wurde. Mit ihm wurde auch der ehemalige Polizeichef von Iguala, Felipe Flores Velázquez, von den Vorwürfen freigesprochen.

Im Gefängnis gefoltert

Die Entscheidungen zeigen, wie schwierig es ist, den Fall der verschwundenen Studenten strafrechtlich zu ahnden. Die Verfahren gegen die Verdächtigen finden an Gerichten in verschiedenen Bundesstaaten Mexikos statt. Einige Beschuldigte mussten freigesprochen werden, weil sie nach ihrer Verhaftung im Gefängnis gefoltert worden waren. Bei anderen konnten die vorliegenden Beweise die Vorwürfe nach Meinung der Richter nicht bestätigen. Föderale Institutionen wie Wahrheitskommission zur Aufklärung des Verschwindens kritisieren das uneinheitliche Vorgehen.

Die Studenten des Lehramtsseminars Ayotzinapa waren in der Nacht von 26. auf den 27. September 2014 von lokalen Polizisten verhaftet und von Kriminellen verschleppt worden. Die Rolle des in der Region stationierten Militärs ist bis heute unklar, weil die Armeeführung nicht, wie von der GIEI gefordert, alle Informationen offenlegt. Vieles spricht mittlerweile dafür, dass Armeeangehörige mit dem Verschwinden der jungen Männer zu tun hatten.