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Menschenrechtler: Zwangsvertreibungen aus Welterbestätte Petra

Die Welterbestätte Petra ohne Beduinen und ihre Kamele? Für viele Besucher des wichtigsten Touristenziels in Jordanien ist das undenkbar. Menschenrechtler kritisieren entsprechende Pläne der Behörden scharf.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) beklagt eine mutmaßliche Vertreibung von Beduinen aus der Unesco-Welterbestätte Petra in Jordanien. Dies verstoße eindeutig gegen wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, erklärte die Organisation am Montag. Sie wirft den jordanischen Behörden unter anderem vor, Häuser der Beduinengemeinschaft Bedul unbewohnbar gemacht zu haben.

Um sie zur Räumung des Gebietes zu zwingen, kürzten die Behörden laut HRW zudem die Wasserversorgung und setzten einige Gehälter und Sozialleistungen aus. Ein weiterer Vorwurf lautet: “Die jordanischen Behörden halten Bewohner willkürlich und ohne Anklage fest und machen ihre Freilassung von der Zustimmung zur Räumung abhängig.”

Der stellvertretende HRW-Direktor für den Nahen Osten und Nordafrika, Adam Coogle, erklärte: “Die jordanische Vertreibung der Beduinen aus ihren historischen Häusern in Petra gefährdet ihre Kultur.” Daher müssten seit 2024 ergriffene Maßnahmen unverzüglich rückgängig gemacht werden. Künftigen Umsiedlungen müssten die Bedul nach umfassender Beratung zustimmen.

Nach Angaben der Menschenrechtler begründeten die jordanischen Behörden ihre Schritte mit der Sicherheit der Besucher der berühmten Welterbestätte. Auch bemühe man sich, Petra für künftige Generationen zu erhalten.

Human Rights Watch sprach eigenen Angaben zufolge bei einem jüngsten Besuch vor Ort im Juni mit Bewohnern, prüfte aufgezeichnete Interviews mit diesen sowie Gerichtsdokumente. Anfang Juli seien dann Behördenvertreter vor Ort gewesen, um ihre Absicht mitzuteilen, die Räumung und Umsiedlung zu beschleunigen, wird eine lokale Quelle zitiert.

Die Bewohner betrachteten demnach die Entwicklung als Vergeltungsmaßnahme für ihre Gespräche mit HRW. Schriftlich eingereichte Fragen an die Regierung in Amman sowie die Weltkulturorganisation Unesco blieben laut der Organisation unbeantwortet. Vorwürfe einer gewaltsamen Vertreibung gab es in den vergangenen Jahren wiederholt.

Petra steht seit 1985 auf der Unesco-Welterbeliste und ist der bedeutendste Besuchermagnet des Landes. Die seit prähistorischer Zeit bewohnte Karawanenstadt zwischen dem Roten und dem Toten Meer gehört laut Unesco zu den berühmtesten archäologischen Stätten der Welt und vereint antike östliche Traditionen mit hellenistischer Architektur. Einst war sie ein wichtiger Knotenpunkt zwischen Arabien, Ägypten und Syrien-Phönizien. Petra wurde demnach halb errichtet, halb in den Fels gehauen und ist von Bergen mit zahlreichen Passagen und Schluchten umgeben.