Menschenrechtler werfen Israel Kriegsverbrechen in Gaza vor
Die Vertreibungen der palästinensischen Zivilbevölkerung aus Gaza durch Israel sind nach Einschätzung von Human Rights Watch nicht militärisch begründet. Die Menschenrechtsorganisation befürchtet Kriegsverbrechen.
Die Menschenrechtsorganisation “Human Rights Watch” (HRW) wirft Israel Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Gazastreifen vor. “Die erzwungene Vertreibung von Palästinensern macht einen Großteil des Gebiets unbewohnbar”, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Organisation. HRW warnt vor möglichen Plänen Israels, die palästinensische Bevölkerung dauerhaft aus Teilen des Gebietes zu vertreiben.
HRW wirft Israel in dem 154-seitigen Bericht “Hoffnungslos, ausgehungert und belagert” vor, seit Kriegsbeginn im Oktober 2023 massive und gezielte Zwangsumsiedlungen von palästinensischen Zivilisten im Gazastreifen vorangetrieben zu haben, für die es keine militärische Rechtfertigung gebe. Mindestens 90 Prozent der Bevölkerung des Gebiets sei vertrieben worden, oft mehrfach. Zusätzlich sei ein Großteil des Gazastreifens, darunter zivile Infrastruktur zerstört worden.
Israel habe seine Pflicht, eine Rückkehr der Palästinenser in ihre Heimat zu ermöglichen, massiv verletzt. Zudem sei das Argument der israelischen Armee, mit den Evakuierungsaufforderungen die Zivilbevölkerung zu schützen, hinfällig, “wenn sie diese auf Fluchtwegen tötet, sogenannte Sicherheitszonen bombardiert und die Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und sanitären Einrichtungen unterbricht”, so HRW-Flüchtlings- und Migrantenexpertin Nadia Hardman.
HRW fordert die Staatengemeinschaft dazu auf, Maßnahmen gegen Israel zu ergreifen, darunter gezielte Sanktionen und ein Ende der Waffenverkäufe. Ferner müsse der internationale Strafgerichtshof das israelische Vorgehen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit untersuchen.
Grundlage des Berichts ist nach Angaben der Organisation die Befragung von 39 vertriebenen Palästinensern, eine Analyse des Evakuierungssystems Israels einschließlich von Evakuierungsbefehlen sowie die Auswertung von Satelliten-, Video- und Bildaufnahmen. Diese bestätigten die weitreichende Zerstörung sowie Angriffe auf die ausgewiesenen Schutzzonen und Fluchtwege.