Menschenrechtler: Merih Demiral muss sich für Wolfsgruß entschuldigen

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat das Zeigen des sogenannten Wolfsgrußes durch den türkischen Fußballnationalspieler Merih Demiral beim EM-Achtelfinalspiel am Dienstag zwischen der Türkei und Österreich verurteilt. Die UEFA dürfe es nicht länger dulden, dass Nationalspieler und Fans die rechtsextreme Geste zeigen, sagte Kamal Sido, Nahostreferent der Menschenrechtsorganisation, am Mittwoch in Göttingen.

Dass Demiral die Geste ausgerechnet am Dienstag gezeigt hat, sei ein besonderer Skandal, weil dieser Tag der Jahrestag des Sivas-Massakers ist. „Das ist eine Verhöhnung der alevitischen Opfer des Massakers“, sagte Sido.

Er forderte Demiral auf, sich „bei den Millionen Aleviten, für die der Wolfsgruß ein Symbol der Unterdrückung und Verfolgung ist“, zu entschuldigen. In der zentralanatolischen Stadt Sivas wurden im Juli 1993 Teilnehmer eines alevitischen Festivals von einer religiös aufgepeitschten Menge angegriffen, 35 Menschen, zumeist alevitischen Glaubens, kamen ums Leben.

Die GfbV hatte bereits am Montag kritisiert, dass während der EM-Türkei-Spiele Fans, den Wolfsgruß zeigten und gefordert, diese mit einem Stadionverbot zu belegen. Der Wolfsgruß ist ein Erkennungszeichen der ultranationalistische „Grauen Wölfe“. Ihre Anhänger leugnen nach Angaben der GfbV den Völkermord an den Armeniern und anderen Christen im Osmanischen Reich im Jahr 1915.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker ist eine international tätige Nichtregierungsorganisation, die sich für den Schutz von Minderheiten weltweit einsetzt. Sie hat einen beratenden Status bei den Vereinten Nationen und mitwirkenden Status beim Europarat in Straßburg.