Menschenrechtler fordern Stadionverbot für Zeigen des Wolfsgrußes

Anlässlich des vielfach gezeigten rechtsextremen Wolfsgrußes während der Fußball-EM wirft die Gesellschaft für bedrohte Völker der Bundesregierung und dem Fußballverband UEFA vor, die Gefahren durch türkische Nationalisten zu verharmlosen. Obwohl türkische Fans den Wolfsgruß beim Viertelfinalspiel gegen die Niederlande massenhaft gezeigt hätten, habe es keine Durchsage im Stadion gegeben, und das Spiel sei nicht unterbrochen worden, kritisierte Kamal Sido, Nahostreferent der Menschenrechtsorganisation, am Montag in Göttingen.

Die zu einem Wolfskopf geformte Hand, bei der Zeigefinger und kleiner Finger die Ohren und die restlichen das Maul formen, ist das Erkennungszeichen der vom Verfassungsschutz beobachteten, rechtsextremistischen türkischen „Ülkücü“-Bewegung, auch bezeichnet als „Graue Wölfe“. Diese Geste in deutschen Stadien zu zeigen, dürfe nicht ohne Konsequenzen bleiben, forderte Sido. Die UEFA müsse eine Untersuchung gegen die Fans einleiten, die den Wolfsgruß gezeigt hätten, und das Zeigen mit Stadionverboten ahnden.

Die Organisation appellierte zudem an die Bundesregierung, die Gefahren der Ideologie der „Grauen Wölfe“ in Deutschland ernst zu nehmen. Vereine mit Verbindungen zu den „Grauen Wölfen“ dürften nicht weiter finanziert werden, und Opfer ihrer Ideologie müssten mehr Unterstützung bekommen. Der türkischen Regierung warf Sido vor, sich hinter die„ rechtsextreme und rassistische Ideologie der Grauen Wölfe“ zu stellen. Die Ideologie sei tief im türkischen Staat verankert.

Die „Grauen Wölfe“ leugnen nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker den Völkermord an den Armeniern und anderen Christen im Osmanischen Reich im Jahr 1915. „Viele Kurden, Armenier, Aramäer, Griechen, Christen, Aleviten, Yeziden und Juden verbinden mit dem Wolfsgruß eine lange Geschichte von Mord, Vertreibung und Unterdrückung“, unterstrich Sido.