Meister: Grundgesetz vermittelt zwischen Freiheit und Verantwortung

Anlässlich des 75-jährigen Bestens des Grundgesetzes hat der hannoversche Landesbischof Ralf Meister Parallelen zwischen den Texten der Verfassung und der Bibel hervorgehoben. Beide verbinde ein „Ringen über grundlegende Haltungen des menschlichen Zusammenlebens“, sagte Meister am Sonntag in der hannoverschen Marktkirche.

Zudem enthalte das Grundgesetz in seiner Präambel durch die Formulierung „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ einen direkten religiösen Bezug, der dem Grundgesetz eine „Zukunftsdimension“ verleihe. „Dieser Text besteht in der dritten Generation. Das Grundgesetz beschränkt den Anspruch nicht auf die heute lebenden Menschen, sondern fasst Verantwortung über die kommenden Generationen hinweg“. Es erinnere den Menschen „sowohl an die Größe seiner Aufgabe als auch an die Begrenztheit seiner Möglichkeiten.“

Der Landesbischof hob hervor, dass das Grundgesetz sowohl die Freiheit des Individuums als auch seine Verantwortung vor der Gemeinschaft betone. „Der Leitgedanke, dass beides zusammengehört, ist tief in unseren kulturellen und religiösen Traditionen verankert. Das Gebot der Nächstenliebe, das im Christentum mit der Gottesliebe zum Doppelgebot der Liebe zusammengefasst ist, heißt bekanntlich: ‘Liebe deinen Nächsten wie dich selbst’.“ Gerade heute sei angesichts wachsender ich-Bezogenheit eine Lebensform vonnöten, in der Freiheit und Verantwortung nicht als Alternativen begriffen, sondern zusammen gesehen würden.

Meister erinnerte daran, dass die Geschichte des Grundgesetzes „in den Untaten, die aus dem nationalsozialistischen Deutschland über die Welt gingen“ gründe. „Sie ist ohne das vollständige Versagen über das, was Recht von Unrecht trennt, nicht verständlich“.