Meister: Gemeinden für Kampf gegen Antisemitismus auszeichnen

Ein Qualitätssiegel für Kirchengemeinden, die sich gegen Antisemitismus engagieren, hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Hannovers Landesbischof Ralf Meister, vorgeschlagen. Sie soll die in Niedersachsen für kirchliche Schulen vergebene Auszeichnung „Zusammen gegen Antisemitismus“ zum Vorbild haben: Um sie zu erhalten, müssen Schulen nachweisen, dass jeder Schüler im Unterricht einmal eine Synagoge besucht, dass die Lage im Nahen Osten und der israelbezogene Antisemitismus verpflichtend im Unterricht thematisiert wird und sich Mitarbeiter verpflichtend über den Kampf gegen Antisemitismus fortbilden. Kirchengemeinden könnten sich zum Beispiel verpflichten, Schutzräume zur Verfügung zu stellen oder sich mit bestimmten Grundrechten auseinanderzusetzen.

Scharfe Kritik äußerte Meister am Rande der in Ulm tagenden VELKD-Generalsynode an den offiziellen Stellungnahmen, die es in den ersten Tagen nach dem Hamas-Überfall auf Israel in Deutschland gab. Er habe dort „eine Form des sprachlichen Herumgeschwurbels erlebt, die teilweise unerträglich war“, sagte Meister. Das beziehe sich ausdrücklich auch auf die Stellungnahmen des Lutherischen Weltbunds.

Von dem in Genf ansässigen Dachverband der Lutheraner sei etwa verstärkt die Bezeichnung „Heiliges Land“ verwandt worden. „Wenn man nicht sagt, dass es einen Angriff gegen die jüdische Bevölkerung im Staat Israel gegeben hat, dann schwurbelt man rum.“

Vor Journalisten kritisierte Meister zudem die Lutherische Kirche im Heiligen Land und in Jordanien. Dass man nach den 7. Oktober „eine schärfere und klarere Verurteilung“ der Hamas-Attacken von dieser Partnerkirche erwartet habe, sei „offensichtlich.“ Man intensiviere die Kommunikation mit dieser Kirche seitdem „extrem“. „Wir wünschen uns schon, dass es in Zukunft eine klare Beschreibung der Ursache dieser Eskalation gibt“, sagte Meister. Das seien die Angriffe der Hamas aus dem Gazastreifen.