Meister: Ergebnisse von Missbrauchsstudie sorgsam analysieren

Nach der Vorstellung der sogenannten ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche am Donnerstag in Hannover hat der hannoversche Landesbischof Ralf Meister eine sorgfältige Analyse der Ergebnisse für seine Landeskirche angekündigt. Dies solle gemeinsam mit Betroffenen geschehen, sagte Meister. „Die Schlussfolgerungen dieser Analyse sind grundlegend für die weitere Umsetzung von Aufarbeitung und Prävention.“

Allein in der größten deutschen Landeskirche sind laut einem Sprecher aktuell 122 bestätigte oder Verdachtsfälle bekannt, in denen Mitarbeitende seit 1946 sexualisierte Gewalt an Minderjährigen verübt haben sollen. Unter den Beschuldigten sind 63 Pastoren. Für die ForuM-Studie hatte die Landeskirche den Angaben zufolge bis zum Stichtag im April 2023 noch 110 Fälle mit ebenso vielen Beschuldigten und mindestens 140 Betroffenen angegeben. Zwölf Verdachtsfälle seien seitdem dazu gekommen.

Ein Teil der Fälle wurde in den Akten unter „Ehebruch“ geführt, erwies sich bei näherem Hinsehen jedoch als sexualisierte Gewalt. Die beschuldigten Pastoren wurden teilweise in andere Gemeinden versetzt. Die meisten von ihnen sind bereits verstorben. Sofern sie noch leben, seien die Fälle der Staatsanwaltschaft übergeben worden, betonte der Sprecher.

„Die Zahl von 122 Fällen, die wir jetzt für die Landeskirche Hannovers vorlegen, bildet ausdrücklich nur einen Ausschnitt davon ab, wie viele Betroffene seit 1945 in unserer Landeskirche sexualisierte Gewalt erlitten haben“, sagte Meister. Es werde deutlich, wie Strukturen gerade in der evangelischen Kirche sexualisierte Gewalt ermöglichten. Bei der Diskussion um Zahlen dürfe zudem der Beitrag von Betroffenen zu der Studie nicht aus dem Blick geraten.

Ein Forschungsverbund hat erstmals für die evangelische Kirche und die Diakonie eine unabhängige Studie über Ursachen und Häufigkeit von Missbrauch veröffentlicht. Die Forscher gehen von mindestens 1.259 Beschuldigten, darunter 511 Pfarrpersonen, und mindestens 2.225 Betroffenen für den Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie aus.