“Meine Trefferquote ist gut”
Michael Douglas hat seine Karriere rückblickend einmal mit einem Baseballspiel verglichen: „Meine Trefferquote ist gut – keine sensationellen Homeruns, aber ein guter Schlagdurchschnitt.“ „Guter Durchschnitt“ – der US-Schauspieler und Filmproduzent, der am 25. September 80 wird, besitzt einen in Hollywood seltenen Sinn für Understatement.
Immerhin hat er Milos Formans Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ produziert, der 1976 mit fünf wichtigen Oscars ausgezeichnet wurde. In der Kategorie Bester Hauptdarsteller gewann Douglas 1988 den Oscar für seine Darstellung des mephistophelischen Finanzhais Gordon Gekko („Es geht nur um Dollars, Kumpel, der Rest ist belangloses Gequatsche“) in Oliver Stones „Wall Street“.
Douglas produzierte auch „Das China-Syndrom“ (1979) von James Bridges über eine Beinahe-Katastrophe in einem Atomkraftwerk. Und er wirkte in weltweit erfolgreichen Hollywood-Hits mit: „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“, „Eine verhängnisvolle Affäre“, „Der Rosenkrieg“, „Basic Instinct“, „Falling Down – Ein ganz normaler Tag“ und „Enthüllung“.
Weniger Dollars, dafür wertschätzende Kritiken erhielt er für Filme wie „Die WonderBoys“, „Traffic – Macht des Kartells“ und 2013 „Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll“ über einen legendären US-Entertainer, der seine Homosexualität bis zu seinem Tod geheim hielt. Zuletzt glänzte Douglas als alternder Schauspiellehrer in der Netflix-Serie „The Kominsky Method“ (2018-2021): einer von vielen durchaus sensationellen Homeruns.
Sein Vater Kirk Douglas (1916-2020) war lange einer der größten Stars der Traumfabrik und ein harter Hund, nach dessen Zuneigung und Anerkennung der Sohn sich viele Jahre vergeblich sehnte. 1965 ergatterte Michael als Drama-Student an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara in der Sommerproduktion „Wie es euch gefällt“ von Shakespeare eine kleine Rolle. Den Premieren-Auftritt rezensierte Vater Kirk mit gewohnter Offenheit: „Du warst schrecklich.“
Michael, der als Schauspieler an der Seite von Karl Malden in der Fernsehserie „Die Straßen von San Francisco“ (1972-1976) debütierte, wusste, worauf er sich einließ: „Es gibt kaum jemanden aus der zweiten Generation, der Erfolg hat. Es ist ein Minenfeld, angefüllt mit Katastrophen, zerbrochenen Karrieren und Selbstzerstörung.“ Er musste sich den Respekt des Vaters hart erarbeiten.
Seine Anerkennung für die Leistungen des Sohnes verpackte Kirk Douglas – spät – unter anderem in einem launigen Satz: „Wenn ich gewusst hätte, was für ein großer Zampano Michael eines Tages werden würde, wäre ich in seiner Kindheit und Jugend netter zu ihm gewesen.“
Auch sonst lief für den Workaholic Michael Douglas, der neben der ersten Ehe mit Diandra Luker zahlreiche Affären koordinierte, nicht alles glatt. Drogen- und Alkoholsucht verkomplizierten die Situation. 1992 begann Douglas in Arizona eine Therapie zur Bekämpfung seiner Abhängigkeit. In zweiter Ehe mit Catherine Zeta-Jones ab 2000 fand er offenbar endlich zu einer glücklichen Balance in Leben und Beruf. 2010 machte der dreifache Vater eine Krebserkrankung öffentlich, die er erfolgreich bekämpft hat.
Sein gutes Aussehen sowie die Glätte und Lethargie, die Douglas am Anfang seiner Karriere ausstrahlte, qualifizierten ihn nicht für Charakterrollen. Dafür musste er Ecken und Kanten offenbaren, verborgene Dinge, die sein Vater in ihm ortete: „Er hütet ein Geheimnis. Einen brodelnden Vulkan hinter der unbeweglichen Fassade seines Gesichts“, stellte Kirk Douglas einmal fest.
Psychopathologischen Ballast tragen alle seiner berühmtesten Figuren mit sich herum, auf fast schon parodistische Weise der Amok laufende Wutbürger William Foster in „Falling Down – Ein ganz normaler Tag“. Als Polizeibeamter Nick Curran in dem Erotik-Thriller „Basic Instinct“ reagiert Douglas mit aggressiven Ausbrüchen auf das Netz, in dem die Femme fatale Catherine Tramell (Sharon Stone) ihn zappeln lässt. Jähe Ausbrüche sind ihm auch als Anwalt Dan Gallagher in dem Stalking-Drama „Eine verhängnisvolle Affäre“ mit Glenn Close nicht fremd.
Der englische Kritiker und Filmhistoriker David Thomson hat für Douglas’ Erfolgsprofil eine prägnante Formel gefunden: „Er war in der Lage, Charaktere darzustellen, die schwach, schuldhaft, moralisch abgebrüht, gefährdet und süchtig nach verbotenen Empfindungen waren, ohne die grundlegende Integrität oder das ethische Potenzial einzubüßen, das wir von einem Helden verlangen.“