Der erste Bauabschnitt des Pergamonmuseums auf der Museumsinsel ist abgeschlossen. Der Countdown für die Wiedereröffnung läuft. Ab Frühjahr 2027 soll auch der monumentale Pergamonaltar wieder zu sehen sein.
Wenn es um das Pergamonmuseum geht, greift Wolfram Weimer gern zu blumigen Vergleichen. Das zentrale Museum auf der Berliner Museumsinsel sei ein “Weltstar unter den deutschen Museen” und eine “Schatztruhe der Menschheit”, sagte der Kulturstaatsminister am Donnerstag beim Besuch des Museums.
Der Anlass für Weimers Überschwang: Die Sanierung des zum Weltkulturerbe gehörenden Museums mit seiner außergewöhnlichen Antikensammlung macht große Fortschritte. Es ist ein Mammutprojekt und die erste Grundsanierung seit dem Zweiten Weltkrieg. Seit 2023 ist das 1930 eröffnete Museum komplett geschlossen – eine Leerstelle im Berliner Kulturbetrieb und eine Enttäuschung für viele Besucher der Hauptstadt. Jetzt ist der erste Bauabschnitt abgeschlossen. Schon im Frühjahr 2027 sollen Teile des Museums wieder öffnen.
Ein Meilenstein, wie Weimer sagt. Denn dann können Besucher auch den monumentalen, mehr als 2.000 Jahre alten Pergamonaltar, den Saal der hellenistischen Architektur, das Aleppo-Zimmer und die Alhambra-Kuppel wieder besichtigen. Der Südflügel dagegen bleibt noch mehr als ein Jahrzehnt geschlossen. Dort ist zum Beispiel das Ischtar-Tor mit der babylonischen Prozessionsstraße untergebracht. Erst 2037 soll das Museum dann wieder vollständig öffnen. Die umfassende Sanierung wird mindestens 1,5 Milliarden Euro kosten.
Von der weltweiten Bedeutung des Museums zeigte sich auch Marion Ackermann überzeugt, die Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Dass islamische Kultur im Zusammenhang mit altorientialischen und antiken Kulturen gezeigt werde, sei weltweit einmalig, sagte sie. Damit werde deutlich, dass Kulturen nie isoliert entstünden, sondern immer im Austausch aufeinander reagierten.
Noch stehen die Säle und Gänge des Museums voll mit Gerüsten, Presslufthämmern und Baukränen. Böden und Wände sind durch Sperrholzplatten und Folien geschützt. Doch erste Skulpturen sind schon wieder zurück. Gut und sicher verpackt warten sie darauf, dass Baukräne sie an ihren künftigen Ausstellungsort hieven.
Auch der riesige Pergamonaltar strahlt schon wieder. Farb- und Schmutzschichten mehrerer Jahrzehnte seien entfernt worden, erzählt Moritz Taschner von der Antikensammlung. “Der Altar hat dadurch eine ganz andere Tiefenschärfe und Helligkeit bekommen.” Dazu tragen auch neue Lichtdecken und die denkmalgerechte Wiederherstellung der Wandfarben bei.
Martin Maischberger, Stellvertretender Direktor der Antikensammlung, ist begeistert von der Wirkung: “Die Räume der Antikensammlung sind auf den ersten Blick dieselben – aber man spürt unmittelbar und sieht es auf den zweiten Blick: Sie sind gleichzeitig ganz neu.”
Von einer “Sanierung auf Zehenspitzen” spricht Petra Wesseler, die Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung. Es handele sich um ein hochkomplexes Großprojekt, wenn inmitten wertvollster Architekturobjekte der Menschheit gearbeitet werden müsse. Der schwierige Untergrund auf der Museumsinsel habe beispielsweise erzwungen, dass Fundamente des Gebäudes verstärkt und erneuert werden mussten. Die Bauleitung nutzte empfindliche Sensoren und aufwendige Messtechnik, um mögliche Schäden am Bau und den Objekten frühzeitig zu erkennen.
Das Museum wird gleichzeitig auf aktuelle Besucherbedürfnisse vorbereitet. Neue Treppenhäuser und Aufzüge wurden eingezogen. Im Ehrenhof wurde ein neuer zentraler Eingangspavillon errichtet, der Tempietto (kleiner Tempel). Über ihn wird das Haus künftig auch an die Archäologischen Promenade angebunden sein, die die Häuser der Museumsinsel miteinander verbindet.
Deutlich mehr Gewicht bekommt künftig das Museum für Islamische Kunst. “In den neuen 24 Räumen können wir uns neu erfinden”, sagt Direktor Stefan Weber. “Mit dreimal so vielen, zum Teil nie gezeigten Objekten und spektakulären internationalen Leihgaben warten wir 2027 mit einigen Überraschungen auf.”