Mehr Transparenz bei Krankenhäusern – Mehr Infos für Patienten

Welches Krankenhaus in Deutschland bietet welche Leistungen an? Und mit welcher Qualität? Darüber soll ab 1. Mai ein staatlicher Online-Atlas informieren. Aber auch die Krankenhäuser selber bieten einen solchen Service.

Patienten sollen künftig besser erkennen können, welches Krankenhaus in ihrer Nähe welche Leistungen anbietet und wie ihre Qualität ist. Allerdings gibt es künftig zwei Verzeichnisse nebeneinander: Der geplante Krankenhaus-Atlas des Bundesgesundheitsministeriums soll ab dem 1. Mai im Internet abrufbar sein. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) baut währenddessen das bereits seit 2002 bestehende “Deutsche Krankenhaus Verzeichnis” aus. Die Katholische Nachrichten-Agentur nennt zentrale Aspekte.

Was soll der staatliche Online-Atlas erreichen?

Das Krankenhaustransparenzgesetz, in dem der Online-Atlas verankert ist, ist Teil der geplanten großen Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Ein zentrales Ziel des Gesetzes ist, dass die Bürger sich über die Leistungen der Krankenhäuser besser informieren und so entscheiden können, wo sie sich behandeln lassen wollen. Lauterbach hat mehrfach die Bedeutung von mehr Transparenz und stärkerer Spezialisierung in der Krankenhauslandschaft betont: Ungefähr ein Drittel der Krebspatienten werde derzeit nicht dort behandelt, wo optimale Ergebnisse zu erwarten wären.

Wie konkret soll die Transparenz hergestellt werden?

Die rund 1.900 Krankenhäuser in Deutschland werden verpflichtet, dem Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) bestimmte Daten zu übermitteln, die dann ab Mai in einem Transparenzverzeichnis im Internet veröffentlicht werden. Abrufbar sein sollen etwa Daten zu Fallzahlen, also zur Behandlungserfahrung des jeweiligen Krankenhauses, zum Personalschlüssel bei Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften sowie zu Komplikationsraten ausgewählter Eingriffe. Die Daten sollen übersichtlich und allgemeinverständlich aufbereitet und fortlaufend aktualisiert werden. Ab. 1. Oktober sollen die Fallzahlen nach 65 Leistungsgruppen differenziert aufgeschlüsselt werden.

Die Bundesländer haben lange Widerstand gegen das Gesetz geleistet. Warum?

Die Länder fürchten, dass der Bund durch die Hintertür ihre Hoheit bei der regionalen Krankenhausplanung einschränkt. Lauterbach wolle das Transparenzgesetz nutzen, um den Häusern Leistungsgruppen zuzuweisen und sie in Level einzuteilen, so die Kritik. Indirekt gehe es dem Minister um eine versteckte Strukturbereinigung der Krankenhauslandschaft. Im Gesetz heißt es dazu, dass der Klinikatlas keine Auswirkungen auf die Krankenhausplanung der Länder und die Krankenhausvergütung habe.

Auch von den Vertretern der Krankenhaus- und Ärzteverbände und der Opposition kommt Kritik. Worum geht es dabei?

Die Bundesärztekammer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft erklären, der Online-Atlas des Gesundheitsministeriums bringe wenig neue Informationen für Patienten und viel zusätzliche Bürokratie für das Personal. Alle Krankenhäuser legten bereits seit Jahrzehnten Berichte über ihre Aktivitäten vor, vor allem über das Deutsche Krankenhausregister.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat am Montag die Neuauflage dieses Deutschen Krankenhausregisters vorgestellt. Was hat es damit auf sich?

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft veröffentlicht und aktualisiert jährlich seit mehr als zwei Jahrzehnten das Deutsche Krankenhausverzeichnis. Am Montag wurde das überarbeitete und ausgebaute Verzeichnis vorgestellt. Für jedes Krankenhaus könnten Patienten dort bislang schon Informationen zu Behandlungsangeboten, Fallzahlen, Personalausstattung und Qualitätsergebnissen erfahren, betont die DKG. Es habe mehr als 500.000 Zugriffe im Monat. Mehr als 12,5 Millionen Daten der Qualitätsberichte der Krankenhäuser seien hinterlegt.

Warum wurde das Verzeichnis überarbeitet?

Nach Darstellung des DKG-Vorstandsvorsitzenden Gerald Gaß sind künftig noch mehr Daten hinterlegt – etwa die Angebote zur Long-Covid-Behandlung oder eine direkte Suche nach bestimmten Behandlungen auch mit Komplikationsraten. Den Nutzern werde mit einem neuen Suchsystem und einem übersichtlichen Farbsystem eine leichte und klare Entscheidungshilfe an die Hand gegeben.

Heißt das, dass es künftig zwei Informationsquellen nebeneinander gibt?

Das sieht so aus. Die Krankenhausgesellschaft verweis darauf, dass das Bundesgesundheitsministerium bislang auf die Daten des Deutschen Krankenhausregisters verlinkt und es auch finanziell gefördert habe. Den entsprechenden Vertrag habe das Ministerium aber jetzt gekündigt.