Mehr Abtreibungen in Deutschland
Die Zahl der Abtreibungen in Deutschland ist 2023 gestiegen. Das Statistische Bundesamt kann keine klaren Ursachen dafür erkennen. Fachleute sehen mögliche Gründe in zunehmenden finanziellen Nöten.
Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland ist im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent gestiegen. Bundesweit wurden rund 106.000 Abtreibungen vorgenommen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Das ist der höchste Stand seit dem Jahr 2012.
Von 2021 zu 2022 hatte sich die Zahl der Abtreibungen bereits um 9,9 Prozent auf etwa 104.000 erhöht. Anhand der vorliegenden Daten lasse sich keine klare Ursache für die weitere Zunahme im Jahr 2023 erkennen, erklärte das Bundesamt.
Die meisten Frauen zwischen 18 und 34 Jahren alt
Sieben von zehn Frauen, die im vergangenen Jahr einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahren alt. 19 Prozent waren im Alter zwischen 35 und 39 Jahren. Acht Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter, drei Prozent jünger als 18 Jahre. 42 Prozent der Frauen hatten laut Bundesamt vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.
Bei der von Katholiken getragenen Beratungsorganisation donum vitae hieß es auf epd-Anfrage: „Unsere Beraterinnen nehmen seit längerer Zeit verstärkt wahr, vor welchen sozialen und finanziellen Nöten und Belastungen die Klientinnen und ihre Familien stehen. Fehlender Wohnraum und keine ausreichenden Betreuungsmöglichkeiten sind zum Beispiel Thema in der Beratung.“ Gefühle der Überforderung und Überlastung würden vermehrt erwähnt, besonders seit der Pandemie, sagte eine Sprecherin.
Kommission empfiehlt Reform des Abtreibungsrechts
Derzeit sind Abtreibungen in Deutschland grundsätzlich rechtswidrig, innerhalb einer bestimmten Frist und nach einer Beratung aber straffrei. Eine von der Bundesregierung eingesetzte Kommission hatte in der vergangenen Woche eine Reform des Abtreibungsrechts empfohlen. Das Gremium rät, Abtreibungen im frühen Stadium der Schwangerschaft zu erlauben und nicht mehr im Strafrecht zu regulieren.
Die Bundesregierung ließ offen, ob sie noch in der laufenden Legislaturperiode eine Gesetzesänderung in Angriff nimmt. Sie strebt einen breiten gesellschaftlichen und parlamentarischen Konsens an.